Introjekte sind auch Glaubenssätze, die in uns herumspuken: Was uns eingetrichtert wurde, was wir von uns glauben wollen, und wie wir überprüfen, was wir wollen: Aber es sind auch die Erfahrungen unseres Lebens, die wir nicht so gerne wahr haben, die aber Teil von uns geworden sind.
Im Gegensatz zu den alten Sätzen unserer Eltern, Großeltern, Erziehenden, Tanten und Lehrern, die wir erinnern und zusammen tragen können, sind Introjekte manchmal auch Beschlüsse und Weisheiten, die wir uns als Kinder ausgetauscht, zusammengereimt und eingeredet haben, auch als Antwort auf Unverstandenes und Verletzendes, wie meine in der Tiefe schlummernde "Erfahrung": "Ich darf um nichts bitten!"
Paulo Freire hatte einen etwas entsprechenden Begriff für giftige Mythen, die unsere Fähigkeiten und Handlungen beeinträchtigen können … die aber unsere ganze Kultur vernebeln können: Fleiß und Anstand der Reichen, Faulheit der Armen …
Schlechte Erfahrungen und Verletzungen, die wir nicht verarbeiten konnten, sind auch Trauma-Reste, die uns länger begleiten, oft unbewusst und verdrängt, weil wir uns schämen und sie nicht akzeptieren können: Das äußere Bild, das wir darstellen wollen … und anscheinend unpassende oder unverstandene Anteile …
Wenn wir von anderen wissen, dass sie ähnliche Erfahrungen haben, und wie sie damit leben, kann ein Trauma-Rest gemeinsam in der Selbsthilfe und Selbstorganisation besser verarbeitet werden.
Kriegskinder sind wie Nachkriegskinder und die Kriegsenkel oft von intergenerationellen Belastungen betroffen, die in unklaren Befunden und seltsamen Marotten, Störungen und Verhaltensweisen oft hingenommen werden, aber befreiend wirken können, wenn sie aufgedeckt und angesprochen werden.
Selbsthilfe ist etwas allergisch gegen Profis, die Gruppen anleiten, also ein System der gelegentlichen Begleitung, Information und Vernetzung entwickeln: http://seko-bayern.de und http://nakos.de
Gesprächsgruppen zur Kultur des Schweigens, zur Arbeit am Tabu und zur Aufstellung in der Gestalt
Eine Kultur des Schweigens, wie es Paulo Freire genannt hatte, der in Brasilien reichlich Militärdiktatur erlebt hatte, aber auch die Mittel zur Demokratie-Erziehung mit einer Pädagogik der Unterdrückten und einer Pädagogik der Befreiung bis zu einer Pädagogik der Hoffnung entwickelte, braucht heute bei uns auch eine psychische Geschichtsarbeit.
Wenn wir unsere gemeinsame und persönliche Geschichte nicht verstehen, werden wir auch nicht fähig, die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft einzuschätzen. Hannah Arendt hatte da Warnungen …