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10_millionen_kinder

Die Erziehung zum Morden

von der Schule an beschreibt Erika Mann ausführlich in ihrem Buch 10 Millionen Kinder, Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich das 1938 auch in Englisch in den USA erschienen ist: School for Barbarians. Education under the Nazis.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Millionen_Kinder._Die_Erziehung_der_Jugend_im_Dritten_Reich "Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich von Erika Mann erschien 1938 im Querido Verlag, Amsterdam, als „politisches Lehrbuch“ über die wahren Verhältnisse in Adolf Hitlers „Tausendjährigem Reich“.

Unter dem Titel School for Barbarians. Education under the Nazis war dieses Buch Erika Manns wenige Monate vorher in den USA beim Verlag Modern Age, New York, zuerst in englischer Sprache veröffentlicht worden. Nach drei Monaten waren schon 40.000 Exemplare verkauft. Nach dem Krieg wurde eine deutsche Ausgabe erstmals 1986 in der edition spangenberg im Ellermann Verlag veröffentlicht, heute bei rororo als Taschenbuch für 10€ - ein gutes Geschenk für alle heranwachsenden Kinder und Enkel!

Ihr Vater Thomas Mann schrieb in der Einführung: „ […] Es ist merkwürdig genug, wie fruchtbar für die Gesamt-Erkenntnis der national-sozialistischen Sinnesart das Sonder-Thema des Buches, der erzieherische Gesichtspunkt sich erweist. Daß gerade eine Frau ihn wählte, hat nichts Überraschendes; aber überraschend ist, ein wie umfassendes und vollständig unterrichtendes Charakterbild des Hitler-Staates bei dieser thematischen Beschränkung zustande kommt […].“

In drei großen Kapiteln – Familie, Schule, Staatsjugend – untersucht Erika Mann, wie in Nazi-Deutschland die Kinder und Jugendlichen auf ihre Rolle in der Diktatur eingeschworen wurden. Sie verzichtet auf theoretische Darstellungen, um konkrete Beispiele aus Reden, Verwaltungserlassen, Aufsätzen, aus Zeitungen und Schulbüchern zu analysieren und ergänzt diese um persönliche Erlebnisse.[1] "

Nach viereinhalb Jahren im Schweizer Exil

beginnt es wie ein Krimi, die Berichte aus der Heimat in München zu hören: Eine gehobene Arzt-Gattin erzählt ihr in einem feinen Hotel, warum sie aus Deutschland weg will, ihres Kindes und seiner Zukunft zuliebe:

  "Und es wird schlimmer, natürlich wird es schlimmer - seit viereinhalb Jahren 
  ist es schlimmer geworden,  - mit allem, mit dem Essen und mit den Kleidern 
  und mit den Vorschriften und mit den Spitzeln. 
  
  Man lebt nicht unbedroht in unserm Land" fügt sie hinzu und schüttelt zornig den Kopf.
  "Keiner lebt unbedroht, der Harmloseste nicht, - jeder kann abgeholt werden ..."
  

S. 15

  "Ich will, dass aus diesem Kindchen ein Mensch gemacht wird, - einer, der Wahrheit und Lüge
  auseinander halten kann, einer, der die Freiheit kennt und die Würde und die wirkliche Vernunft,
  - nicht einer Vernunft, die sich 'den Gegebenheiten anpasst' und die 'taktisch vorgeht' 
  und die schwarz zu weiß macht, wenn es ihr gerade 'nützlich' scheint.
  

S. 16

Diese Polizei hat nach dem verlorenen Krieg im Postfaschismus weiter gemacht, ohne selbst wirkliche Konsequenzen zu ziehen …

Nein, zuerst ahnen die Kriegsenkel gar nichts von dem über die Generationen übertragenen Trauma, denn Psyche wird ja immer noch den Fachleuten und Leidenden überlassen … denn die ganzen unspezifischen Erkrankungen und Nahrungs-Unverträglichkeiten, depressiven Phasen und Panik-Attacken sind aus der präsenten Körperlichkeit nicht zu erklären,

aber es treten immer mehr Ängste und Unsicherheiten, Depressionen ohne konkreten Anlass, Hoffnungslosigkeit bei Wetterwechsel, Panik-Attacken aus heiterem Himmel … auf, und wir sind irritiert.

Nachkriegskinder, aufgewachsen in der Nachkriegszeit, konnten oft noch grob zuordnen, was die Sprüche ihrer Eltern und Vorfahren zu bedeuten hatten, was Kriegskinder, die Jahrgänge von BDM und Hitlerjugend (wie z.B. Ratzinger, Polizistensohn und später Papst Benedikt und wie Joh.Paul II. Verfolger der Befreiungstheologie) noch zu verarbeiten hatten, aber aus Treue zu ihren Eltern nie in Angriff nahmen.

10 Millionen Kinder sollte eigentlich Schul-Lektüre sein, aber unsere Kultus-Leute würden merken, dass sich nicht genügend geändert hat … Die wichtige Funktion der Lehrkräfte für die Disziplinierung, die bis 1918 noch unter kirchlicher Schulaufsicht, bis heute immer noch unter autoritärer Kontrolle und Weisungsbefugnis arbeiten, mit Gesinnungs-Kontrolle bis in die Hochschulen … ist meines Wissens wenig aufgearbeitet, der sehr still ausgetragene Konflikt zwischen den christlichen "Fräuleins" und den alten Nazi-Haudegen in meiner Schulzeit wird mir allmählich anschaulicher.

Der erste Junglehrer etwa 1966, Herr Scholze, der nur als Krankheitsvertretung einige Monate bei uns in der 6. Klasse in der Knabenvolksschule war, und uns erstmals mit Vornamen ansprach, war eine Befreiung, er ließ uns je drei Schulbänke zusammenschieben und behandelte uns als Gruppen, die miteinander kommunizieren durften, statt nur still die Hinterköpfe der anderen zu betrachten …

Zu Zeiten der Friedensbewegung hatte ich eine Theaterwerkstatt mit Sportlehrer*Innen, die daran arbeiten wollten, den militärischen Drill der Trillerpfeife aus ihren Arbeits- und Trainingsweisen zu entfernen, es fiel den meisten nicht leicht, die Methoden der Ordnung und des sportlichen Wettbewerbs im Gegensatz zur allgemeinen Disziplinierung identifizieren.

Hannah Arendt

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