Dies ist eine alte Version des Dokuments!
Wissenschaftliche Praxis dekolonialisieren, um Zukünfte jenseits von "Entwicklung" zu gestalten: Beiträge und Berichte erscheinen als Tagungsmaterial und im wiss. Springer-Verlag
Die offizielle Website in Bonn: lifeethics.uni-bonn.de/forschung/pluriversale-dialoge-ueber-umweltethik
Die Wissenschaftliche Praxis an deutschen Hochschulen ist noch immer sehr zentriert: Hierarchisch, traditional, am christlich-humanistischen Menschenbild mit etwas randständiger Umwelt zum Genießen … aber wenig in ihr wirklich verbunden: Die Rechte der Flüsse und Wälder, der Pflanzen und Tiere kommen den meisten oberen Ebenen noch sehr skuril vor.
Als "Krone der Schöpfung" hat der Übermensch der Industrialisierung in seinem Militarismus die Welt erobert und seine Umwelt mit Öl und Plastik zu zerstören begonnen, und das "Versagen der Philosophie" wird vollständig, wenn auch die Religionen zu jedem Kriegsgrund zu gebrauchen sind.
In der aktuellen Verwirrung der Postmoderne ist die Verteidigung des Wohlstands der Reichsten das durchsichtigste Staatsziel, …
„Wie kann man den Weg ebnen für eine gesellschaftliche Auseinandersetzung?“, fragt Tabea Grzeszyk. Die Journalistin ist Geschäftsführerin von Hostwriter, einem Netzwerk, das Journalistinnen und Journalisten dabei hilft, über Ländergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten.
Sie engagiert sich auch in dem Projekt „Unbias the News“, das gegen die Dominanz westlicher Perspektiven in der internationalen Berichterstattung kämpft. „Die Kolonien sind zwar zurückgegeben, aber der Rassismus ist immer noch da. Er ist ein Wahrnehmungsfilter: Er markiert die anderen. Wir – die weiße Mehrheitsgesellschaft – definieren uns durch die Abwertung der anderen.“
Projekt zur Erstellung eines Buches mit Beiträgen der Teilnehmer*innen der Tagungen pluriversale Dialoge in Bonn und Popayán im Wissenschaftlichen Springer-Verlag
Mein Beitrag:
Einleitende Gedanken zur Kolonisierung aus lokaler deutscher Perspektive führen zum Weg vom Forumtheater über das Legislative Theater zu einer Ästhetik der Unterdrückten, die im folgenden Kapitel dargelegt und im nächsten Teil näher beschrieben wird:
Was macht die Kapitalisierung unserer Kulturen und Lebenswelten mit unserem Denken und Fühlen, und wie finden wir aus der kollektiven Theaterarbeit in Gruppen unsere eigenen Kräfte für Befreiung und Widerstand zur Bewusstseinsbildung in unserer Umgebung?
Seine Erfahrungen hat Augusto Boal hat in seinem Lebensrückblick in der Ästhetik der Unterdrückten zusammengefasst, meine Erfahrungen damit sind nicht so breit international inspiriert.
Für die Themen Bewusstseinsbildung, Kritische Theorie und Kritische Pädagogik greifen Paulo Freire und Augusto Boal auf Bert Brecht, Antonio Gramsci, Martin Buber und viele andere zurück; Sie nicht nur zu zitieren, sondern anzuwenden, sie zu übertragen, in den Kulturen vor Ort und in der Klima-Entwicklung freilegen und international austauschen bringt die Kraft zur Veränderung auch aus Erkenntnissen der Psychotherapie ein.
Den Abschluss bilden Anregungen für die Forschende Pädagogik, mit den jeweiligen Beteiligten zu entwickeln: Echten Dialog und szenische Arbeit, Beobachtung, Einordnung und Reflexion für eine theoretische Weitergabe im Stil der Gestalt-Arbeit auch in neuen Medien beginnen und pflegen.
In unserer europäischen Geschichte von Eroberung und christlicher Mission bleibt die Kolonie immer noch eine Handels-Quelle, das Bewusstsein zu den Zeiten der Eroberung, der Welt-Aufteilung und der Christianisierung bleibt vermeintlich „unschuldig“, beschwichtigend wird das in Zoll- und Handelsabkommen international verlängert. Interkulturelles und pluriversales Denken ist erst langsam am Beginnen, gegen alle nationale Propaganda der aktuellen Aufrüstungspläne. Die derzeitige Entwicklung des neoliberalen Marktes in den größten Ländern und Bündnissen ist eine Fortführung der alten Aktionen: Die grenzenlose Verwertung von Menschen und Rohstoffen für börsengehandelte Gier, die als Wohlstand für Wenige akzeptiert scheint. Das Denken in Menschenrechten wurde von den Besitzenden immer noch abgelehnt, in den meisten europäischen Ländern herrscht römisches Besitzrecht statt der Bürger- und Menschenrechts-orientierten Justiz nach der französischen Revolution, dem Code Civil.
Das Forumtheater aus dem Theater der Unterdrückten nach Augusto Boal bildet die Konflikte ab, die alle Teilnehmenden einbringen können, wir üben in kleinen Gruppen die Auseinandersetzung mit den jeweiligen persönlichen Lösungswünschen, und bereiten möglicherweise eine Aufführung vor einem weiteren Publikum vor, die von einer Joker-Figur geleitet wird. Dort wird dann auch die öffentliche gesellschaftliche Auseinandersetzung ermöglicht.
Eine Erarbeitung von Szenen braucht eine Gruppe, die authentisch an ihre eigenen drückenden Erfahrungen geht, ob Ärger oder Unrecht: Die Gruppe wird die Hintergründe klären und findet den Weg zur Darstellung vom persönlichen Motiv bis zum politischen Hintergrund, vom Streit und zu Grenz-Verletzungen bis zum Übergriff, vom Recht-haben zu Recht-bekommen.
Wer versteht heute - und was - unter Unterdrückung? Paulo Freire setzte damals den Begriff in der Bewusstseinsbildung: Unterdrückung und Befreiung waren Worte der 1970er und 1980er Jahre, als es um z.B. Apartheid in Südafrika und Nelson Mandela ging.
In der Gruppe beginnen wir mit Lockerungsübungen zum eigenen Körperbewusstsein, um in Kontakt zu kommen und Unfälle zu vermeiden, wenn wir in erste Übungen und Spiele zur Wahrnehmung einsteigen, Statuen-Bilder mit Gesten auch ohne Worte zu gestalten, erste Konflikte abzubilden und das Lesen von Bildern und Szenen zu üben. Dann geht es in kleineren Gruppen daran, eine Forumtheater-Szene vorzubereiten, die dann auch den anderen Teilnehmenden zur Auflösung von einer Spielleitung, einem “Joker” vorgestellt wird.
In unserem Workshop in Bonn hatten wir viele zentrale Themen der Teilnehmenden aufgestellt und benannt, auf zwei Themen hatten sich die Gruppen zu Forum-Szenen geeinigt:
Eine Szene zur Geschichte eines Arbeiters bei der illegalen Baumfällung im Regenwald, die seine einzige Möglichkeit zu sein scheint, auch sein krankes Kind ärztlich behandeln zu lassen.
Die zweite Szene eines Jägers, der einen Jaguar erspäht, und ihn „natürlich“ erschießen müsste, um sein Auskommen zu haben: Beide Szenen wurden mit jeweils verschiedenen Lösungs-Versuchen der anderen Teilnehmenden wiederholt und zu Ende gespielt, und anschließend dann noch in den Gruppen nachbesprochen.
Augusto Boal hatte aus den jahrelangen Erfahrungen mit dem Forumtheater nach seinem Exil in Europa und in vielen (70) anderen Ländern in seiner Zeit nach der - nach der Demokratisierung - wieder möglichen Rückkehr nach Brasilien dann als VEREADOR; als Stadtrat von Rio de Janeiro mit Theatergruppen das Legislative Theater entwickelt, das die Gesetzesvorschläge der Bevölkerungsgruppen für das Parlament vorbereitete:
Aus unseren Forumtheater-Szenen müsste nun die Nutzung des Regenwaldes in einer gesetzlichen Weise bearbeitet werden: Wie können die Wald-Schutzgebiete tatsächlich geschützt und respektiert werden? Wie können die Bewohnenden zu ihrem Recht kommen? Wie können ankommende Fremde abgewiesen oder eingebunden werden?
Für die Ashaninka im peruanischen Regenwald hatten wir in einem Projekt aus München in der Partnerschaft nach einer juristischen Beratung, an die offiziellen Besitztitel für ihre Lebensräume gegenüber der Regierung zu kommen, für die notwendigen offiziellen Bürgerrechte durch eigene ausgebildete “Standesbeamte” in den indigenen Gebieten mit gesorgt, die nun jede Geburt vor Ort registrieren konnten. Vorher musste jede Person in der nächstgelegenen Gemeinde oder Stadt eingetragen werden, was für die Bewohner des Waldes nicht logisch erschien und zu weit war. Im Rahmen unserer münchner „Regenwald-Partnerschaft“ wurden die Umstände für das Leben in den Regenwäldern und die Notwendigkeiten für den ökologischen Erhalt ihrer Funktionen gleichzeitig in Kindergärten und Schulen in München bekannt gemacht und mit Besuchen von Delegationen gepflegt: Zuletzt wurden auf die dortigen Wünsche einige Laptops und eine Drohne für die Überwachung des indigenen Gebietes mitgegeben, um eindringende illegale Baumfäller und Siedler zu identifizieren und an die zuständigen Behörden zu melden. Wie die Eintragung der Bewohnenden in den Regenwald-Gebieten die Grundlage für die Wahrnehmung der Bürgerrechte war, ist jeweils teure juristische Beratung notwendig, die eigenen Rechte und Territorien zu kennen, zu markieren und nötigenfalls bei der Regierung für Gesetzesänderungen einzutreten. Auch Augusto Boal hatte in seinem Projekt im Parlament von Rio de Janeiro einige Juristinnen beteiligt, am Ende entstand sein Buch “legislative theatre, using performance to make politics”, bisher meines Wissens nur in englisch.
Legislatives Theater in Bewegungen und Gemeinden Bewegungen und länger bestehende Gruppen können in Forum-Szenen ihre Themen und Veränderungs-Forderungen in die Parlamente und Politik einbringen, das Modell aus der Demokratisierung der Gedanken geht in allen überschaubaren Konflikten. Grundlage ist allerdings ein Vertrauen in Demokratie und Parlamentarismus, wie es in der Zeit nach der Militärdiktatur in Brasilien und Rio de Janeiro herrschte: Offen zugängliche kommunale Verwaltung und logische Auseinandersetzungen, offene parlamentarische Auseinandersetzung statt interner Lobby-Politik und untergründiger Korruption. Wenn das Vertrauen in den Parlamentarismus durch die Lobby- und Parteien-Politik in den Macker-Strukturen erschüttert wird, kann das zwar Thema werden, aber wirkliche neue Lösungs-Ansätze müssen wir dafür erst entwickeln. In Brasilien entstand damals auch die Idee des partizipativen Haushalts, der in Regionen wie Porto Alegre alle verfügbaren Mittel der Steuern zur Diskussion und Abstimmung stellte. Es gab auch hierzulande Veröffentlichungen dazu, und eine kleine Bewegung zum Bürgerhaushalt, doch bestehen die Politiker bisher auf ihrem Entscheidungs- und Vertretungsrecht, nutzen Bürger-Beteiligung vor allem zu Spar-Plänen oder zu Spiel-Projekten.
Ästhetik der Unterdrückten für öffentliche Dialoge Augusto Boal hatte bis 2009 in seinem Lebensrückblick die Veränderungen in der Kapitalisierung unseres Lebens während seiner vielen Jahrzehnte Erfahrungen in den über 70 Ländern zusammengefasst: Ein Schwerpunkt war damals schon die Überlastung der Bürger durch ständige Konkurrenz und den Werbemüll, der ständig auf uns einprasselt, und uns das Bewusstsein für unsere eigenen Ziele rauben will. Bewusstsein für das eigene Leben, für unsere Verbundenheit mit Familie und Umwelt, mit Gemeinde und Nachbarschaft, auch für die Sterblichkeit, die zu uns gehört wie die Sexualität und unsere Partnerschaften, sie gibt uns Verbundenheit. Konsum will uns für den Umsatz alles ersetzen, Marketing soll die nächsten Wünsche wecken, unsere digitalen Abhängigkeiten werden zu Krankheit und Sucht, führen zu Soziopathie, der Angst vor anderen Menschen, den schlechtesten Bildern von allen anderen Menschen, eine Grundlage auch des sich ausbreitenden gerne kriegführenden Faschismus. In meiner therapeutischen Arbeit und im Freundeskreis erlebe ich überall diese Schäden. Alle unsere Bewegungen, gesellschaftlichen Einrichtungen und Gemeinden arbeiten und leben im Ansatz zwar anders, sind aber überfordert von allen Angriffen und Spaltungen, die von der Kriegspropaganda und medien-hörigen Medien verbreitet werden. Daneben wird es immer schwieriger, arbeitsfähige Gruppen aufrechtzuerhalten, die ihre Themen und Szenen für andere als Dialog-Grundlage zur Verfügung stellen. Für GestalttherapeutInnen ist seit einigen Jahren ein vierteljährlicher Austausch auf zoom entstanden, der Reflexionen und Supervision für all die einzeln Arbeitenden und den Kontakt mit Aus- und Fortbildungs-Einrichtungen ermöglich, über die bisherigen berufsständischen Tagungen und Treffen hinaus: “Quarterly” bereitet eine Kerngruppe Themen zur gemeinsamen Bearbeitung vor, auch zu den politischen Hintergründen.
Bewusstseinsbildung und Kritische Theorie Das Forumtheater aus der Reihe der Methoden im Theater der Unterdrückten bezieht sich auf die Grundannahmen der Pädagogik der Unterdrückten, die seit 1992 auch als Ecopedagogy große Auswirkungen auf die Kritische Theorie und Kritische Pädagogik im gesamt-amerikanischen und internationalen Austausch bekam. “Eine ökologisch gebildete Gesellschaft wäre eine nachhaltige Gesellschaft, die die natürliche Umwelt, von der sie abhängt, nicht gleichzeitig zerstört. Ökologische Bildung ist ein wirkungsvolles Konzept, da es die Grundlage für einen integrierten Ansatz für Umweltprobleme schafft. Viele Befürwortende setzen sich für Öko-Kompetenz als neues Bildungsparadigma ein, das um die Pole Ganzheitlichkeit , Systemdenken , Nachhaltigkeit und Komplexität herum entsteht." Was in der Philosophie im deutschsprachigen Raum oft als „Frankfurter Schule“ mit den Gedanken von einigen Exil-Männern der Nachkriegszeit abgehandelt wird, ist in den amerikanischen und englisch-sprachigen Hochschulen inzwischen viel weiter entwickelt: Die kirchliche Tradition und der Kalte Krieg haben in Alt-Europa die Bildungsstrukturen anti-materialistisch geprägt und festgehalten: Der Idealismus hält Sonntagsreden. Unter “Befreiende Pädagogik und Kritische Gestalt hatte ich etliche Artikel zum Theater der Unterdrückten als Kritische Praxis, mit Übersetzungen von Übersichten zur Kritischen Theorie in internationalen Veröffentlichungen gesammelt, darin besonders eindrucksvoll: Red Pedagogy: Native American social and political thought: Sandy Grande 2004, Handbook of critical and Indigenous methodologies 2004
Die Bewegung gegen die Klima-Entwicklung und die Anwendung der Ecopedagogy in den Kulturen kann die Propaganda der Öl-Konzerne und der Regenwald-Vernichter in der Bewusstseinsbildung durchschaubar machen:
Forschende Pädagogik in neuen Medien der Selbstorganisation Wir alle wissen längst, dass schon Kinder gerne forschen würden, statt mit “Stoff” vollgeballert zu werden, es ist schon allgemein bekannt, aber in unserem (bayrischen) Schulsystem immer noch wenig umgesetzt. Für Benotungen, Bewertungen und die Berufstauglichkeit werden immense Verluste an Lebensqualität und eine große Zahl von Schul- und Ausbildungs-Abbrechenden und körperlichen wie psychischen Erkrankungen in Kauf genommen. Rückenschmerzen sind Zeichen nicht-integrierter Anteile. Wie damals Bert Brecht gerne Konflikte inszenierte und auflösen ließ, bringt das Forumtheater die Freude an einer Aufgabe, die Konflikte aus dem Alltag in die größeren Zusammenhänge zu stellen und einzuordnen: Müssen wir Gesetze ändern oder sie nur endlich anwenden? Gelten Menschenrechte für alle Menschen? Die Strukturen der Gesellschaften zu begreifen, ihre Anzeichen, Mechanismen und Veränderungspunkte zu ergründen, auch ihre oft giftigen Mythen und Tabus, die Kultur des Schweigens, die um Macht und Missbrauch gelegt werden: Dialoge in Szenen können sie entschlüsseln, statt nur Strohfeuer der Aufregung zu verbreiten. Eine wirkliche Kritische Pädagogik öffnet immer wieder auch für den internationalen Zusammenhang: Klima ist keine regionale Wetter-Erscheinung, sondern die Auswirkung der aufgeheizten Meere, das Plastik wirkt dort und in unserer Blutbahn, wirkt sich auch auf unsere Gene, die Gesundheit und Psyche, auf die Fortpflanzungsfähigkeit aus. Dazu gehört die Verbundenheit und das Wissen um all die aktiven Verändernden in der Welt, weil die Aufgaben sonst nicht gegen all die reaktionären Wohlstands-Verteidiger zu schaffen sind: Dafür brauchen wir auch die Unterstützung aus der Psychotherapie, die uns zusagen kann, dass alle Belastungen und Kränkungen zur Heilung kommen können, wenn wir sie in unser Bewusstsein und auch in die Gesellschaft tragen können.
Generative Themen der Lernenden Eine forschende Pädagogik sammelt die Themen der Teilnehmenden, um sie in den begonnenen Lösungs-Kreisen zu dokumentieren: Alle die Zusammenhänge in den Netz-Strukturen, die kritischen Analysen der bisherigen Entwicklungen, wie wir uns zum Beispiel im Lauf der Zeit an die Kampf-Parteien als Ideal der Demokratie gewöhnen konnten, statt neue echte Formen der gemeinschaftlichen res-publika, der wirklichen Volksherrschaft zu entwickeln, in der alle Menschen mit ihren Meinungen vorkommen können … oder wir bleiben beim Mythos, dass Krieg NUR mit immer mehr abschreckenden Waffen vermieden werden kann … In der Theaterarbeit in den damaligen jugoslawischen Front-Ländern mit Frauen, Kindern und Jugendlichen war die Flucht-Traumatisierung in Szenen der Bevormundung im Streit mit der Verwaltung, um Telefon-Möglichkeiten, um Familientrennung und Umsiedlung im Vordergrund, und wie jeweils Selbstorganisation vor Ort gelingen kann. Ewig hören wir hierzulande nur Vorträge und inszenierte Dialoge in Podiumsgesprächen, statt selbst zu Wort zu kommen, wo es wichtig ist: In unserem eigenen Leben und im Umfeld, in Beruf und Nachbarschaft. Schon Kinder können für uns die Szenen des Alltags nachspielen, und wenn wir sie dabei ernst nehmen, können wir gerne mitspielen: Authentische Szenen von Kindern konnten Studierende des 7. Semesters in etlichen Jahren in einem Projekt der Hochschule München mit den Kids in verschiedenen Einrichtungen der interkulturellen Arbeit mit der Hochschule München zusammen mit Erstsemestern, die Forumtheater grade erlernen wollten, erarbeiten: Der alltägliche Streit der Eltern klang nach Trennung: Sollten auch die beiden Kinder getrennt werden, was ihre eigene Phantasie sofort errechnete? Eine türkisch gut beeinflusste Lösung war, mit der Tante zu reden, eine Person außerhalb zu finden, aber auch viele andere Versionen wurden von all den gesammelten Kids in einer großen Nachmittags- Vorstellung mit den Eltern im Hintergrund ausprobiert. Anschließend können wir mit allen Beteiligten in ihren Gruppen die Reflexion erweitern und damit immer wieder den Blick auf die unterstützenden Kräfte, auch in aller Um-Welt immer wieder zu finden, das gibt wirkliche Hoffnung.
Gestalt-Arbeit auch in neuen Medien beginnen und pflegen Aus der Gestalttherapie habe ich wichtige Anregungen und Einordnungen meiner Erfahrungen aus der langjährigen Theaterarbeit, auch aus der Arbeit an giftigen Mythen und an den Tabus bekommen: Fritz Perls hatte damals 1964-70 an der amerikanischen Ostküste in der „Hippie-Therapie“ sehr mit der Kraft der Gruppen gearbeitet, während an der Westküste Laura Perls mehr in dem System der Einzeltherapie weiter machte und in den Gruppen „das Leben an der Grenze“ unterrichtete. In Frankreich entstand aus dem philosophischen Zusammenwirken der Psychoanalyse in der Kritischen Theorie ein Denksystem der Soziotherapie, in Übersetzungen auch als Sozialtherapie benannt, und wir brauchen in allen unseren Gesellschaften mehr diesen gemeinschaftlichen Austausch, der Verantwortung für Nachbarschaften, Gemeinden und die zukunftsweisende Politik übernimmt, die den sonst wachsenden Egozentrismus überwinden kann. Der englische Begriff „Mental Health“ kann uns einen Ausweg bringen, mehr selbst auf die seelische Gesundheit zu achten und nicht auf die alten Begriffe und Diagnosen der „psychischen Krankheit“ herein zu fallen, die jetzt jede vierte Person in unseren “zivilen” Gesellschaften zumindest zeitweise befallen: Von Burn-out bis Depression, von rapide zunehmenden Müdigkeits-Syndromen bis zur Lebensmüdigkeit: Allesamt Symptome der Unverbundenheit mit unserem Bewusstsein und unserer Umgebung, die aus mehr als Alltagsabläufen, Konsum und Arbeit besteht. Die Theaterarbeit dazu kann den belastenden Anteil wegfegen, wenn wir nicht als unser eigenes Problem auf der Bühne stehen, sondern an den Lösungen für andere mitdenken. Ein regelmäßiger kollegialer Austausch und Supervision können unsere Arbeitsweisen sichern, verstärken und den Hintergrund in die Netze der ähnlich-Gesinnten verdichten. Auch bei dem jetzt für viele fälligen Umstieg in die selbstorganisierten sozialen Medien, in denen nicht das Adressbuch von den Konzernen ausgelesen und zu Vorschlägen benutzt wird, um mit unseren Daten und Beiträgen Handel und logarithmische KI zu betreiben, ist es notwendig, selbst unsere Freunde und KollegInnen einzuladen: Einige Hochschulen bereiten gerade den Wechsel zu Mastodon und den Medien im Fediversum vor, und es zeigt sich, wie die Dialoge und die Kommunikation dort gelingen, denn das “Bespielen lassen” ist dort zwar auch möglich, aber es ändert noch nichts: Was wir zur Zufriedenheit brauchen, ist das Gefühl der Wirksamkeit! Selbstwirksamkeit, wie wir sie bei der Theaterarbeit erleben, weil wir im Dialog, im Spiel oder in der Vermittlung einer Problematik, aber auch in Freude und Spaß der Einfühlung und Verständigung wie auch in den Lösungsansätzen sind, gibt wirkliche Befriedigung. Im Bereich der Selbsthilfe und Selbstorganisation wurde die Grundstruktur des Lernens im Sinne von von Paulo Freire lange als “Empowerment” übersetzt, weil wir in unserer Sprache keine Entsprechung für die “Ermächtigung” gefunden hatten: Die Grundhaltung auch in der Sozialen Arbeit, jeweils die Kräfte der Betroffenen zu stärken, statt immer nur begrenzte Hilfe zu leisten: “Fischen lehren, statt Fische schenken” war einmal ein Bild dazu, als noch mehr Fische in den Meeren waren, bevor die Industrie-Fischerei sie reduzierte, worauf die Meeres-Anwohnenden Fischer als “Piraten” reagierten … Ermächtigung zur Selbstwirksamkeit Die begleitende Haltung, die eigenen Fähigkeiten einer Person zu entwickeln, kann schon in den frühen Jahren beginnen und sollte nicht von der Schule entlernt werden, in dem “Stoff” verabreicht wird: Sonst schafft die Schule alle Innovationsfähigkeit ab, die in den nächsten Generationen heranwachsen könnte. Selbstwirksamkeit, wie wir sie im gelingenden Austausch in wirklich sozial gestalteten Medien finden, die nicht von Daten-fressenden Konzernen gesteuert sind: Leider sind unsere Anbindungen und unsere Lernfortschritte noch sehr verschieden schnell, doch gibt es gute Hoffnungen, wenn die Freie Software aus der längst gut vernetzten Programmierenden- Welt der IT in die Bewegungen und Hochschulen findet, weil die Sicherheits-Systeme der Konzerne für die privaten Nutzenden in den internationalen Konflikten immer weniger handhabbar und sicher sind. Die Freude des Spielens im Theater, das Forschen nach Auswegen und Lösungs-Ansätzen hat auch mein Leben enorm bereichert, mir viele gute Bekanntschaften ermöglicht und immer wieder die Augen für weitere kulturelle und psychische Zusammenhänge geöffnet. Danke für die vielen Hoffnungen und Impressionen, die ich vor allem aus anderen Kulturen bekommen konnte. Schön, mit euch auf dem Weg zu sein, international wird es eine große Freude, den Weg dorthin zu bahnen.
Literatur und weitere Quellen
Ahlberg, M. 1998. Ecopedagogy and Eco-didactics: Education for Sustainable Development, Good Environment and Good Life. Bulletins of the Faculty of Education. No: 69.University of Joensuu. Illich, I. 1988. Ecopedagogia. Alternativas II. Mexico: Joaquín Mortiz / Planeta.
Bayerischer Rundfunk / Fernsehen: Kritik an Söders Machtwort zu Exen: "Fachlich völlig daneben" Kritik an Söders Machtwort zu Exen: "Fachlich völlig daneben" | BR24
Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler legislative theatre, using performance to make politics, London 1998
Boal, Augusto: Rainbow of Desire / Der Regenbogen der Wünsche, Methoden aus Theater und Therapie
Boal, Augusto: legislative theatre, unsing performance to make politics, translated by Adrian Jackson, routledge 1998, S.118 das kapitel “Symbolism in Munich” in deutsch auf https://gestalt.eineweltnetz.org/doku.php?id=symbolism_in_munich
Bürgerhaushalt in Deutschland: buergergesellschaft.de/mitentscheiden/handlungsfelder-themen/buergerhaushalt dazu: Diskussionsplattformen wie https://doku.dialogzentrale.com/de/Dialoge/Buergerhaushalt und kritischer Bürgerhaushalte in Deutschland. Ein demokratie-politisches Resümee
de Haan, G. 1984. Die Schwierigkeiten der Pädagogik. In Beer & de Haan (Eds.), Ökopädagogik. Aufstehen gegen den Untergang der Natur. Weinheim, Basel: Beltz: pp. 77–91.
Ecopedagogy (1992!) engl . https://en.wikipedia.org/wiki/Ecopedagogy und kritisch: Ecopedagogy: Critical Environmental Pedagogies to Disrupt Falsely Touted Sustainable Development | SpringerLink
Entschulung der Gesellschaft? Kommt, wir schaffen die Schule ab
Free Software Foundation (FSF) ist eine gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Freiheit der Computernutzer zu fördern. Wir verteidigen die Rechte aller Softwarenutzer. Lesen Sie diese Seite auf Spanisch oder Italienisch. Gemeinsam für Freie Software arbeiten Freire, Paulo : Pädagogik der Unterdrückten, 1971
Fritz, Birgit: Ästhetische Bildung als Friedenspädagogik. Gedanken zu Boals Theater fürs Leben - In: Magazin erwachsenenbildung.at 2014 - URN: urn:nbn:de:0111-opus-91792 - DOI: 10.25656/01:9179 https://www.pedocs.de/volltexte/2014/9179/pdf/Erwachsenenbildung_22_2014_Fritz_Aesthetische_Bildung.pdf
Grande, Sandy: Red Pedagogy: Native American social and political thought 2004, Handbook of critical and Indigenous methodologies 2004
Gronemeyer, M. 1987. Ecological Education a Failing Practice? Or: Is the Ecological Movement an Educational Movement? In W. Lierman & J. Kulich (Eds.), Adult Education and the Challenge of the 1990s. London: Croom Helm.
Hessische Blätter 4 | 2010 Tim Krause, Dominik Werner: Zwischen Ästhetik und Politik Das Theater der Unterdrückten als Methode der politischen Erwachsenenbildung: https://elibrary.utb.de/doi/pdf/10.3278/HBV1004W346
Illich, I. & E. Verne. 1981. Imprisoned in the Global Classroom. London: Writers & Readers. Freire, P. 2004. Pedagogy of Indignation. Boulder, CO: Paradigm Publishers.
JONES, Thomas B.: Tschüss Instagram … während zu youtube erst allmählich auf Peertube https://joinpeertube.org/de/ eine freie Konkurrenz erwächst: https://www.youtube.com/watch?v=Ru8LJxc0nzM
Keupp, Heiner: Heraus aus der Ohnmachtsfalle: Psychologische Einmischungen, Tübingen 2013
L. Dennis: Mikroplastik im menschlichen Blut nachgewiesen Mikroplastik im menschlichen Blut nachgewiesen
Letsch, Fritz: Bewusstseinsbildung in der Theaterarbeit München 1991
Letsch, Fritz: Paulo Freire-Bildung statt Waffen: Bewusstseinsbildung, Kritische Theorie und Kritische Praxis gegen Gewalt und Militarismus kritische-praxis.blogspot.com/2021/10/paulo-freire-bildung-statt-waffen
Letsch, Fritz: In Helmut Wiegand (hg) Theater im Dialog: heiter, aufmüpfig und demokratisch Deutsche und europäische Anwendungen des Theaters der Unterdrückten ibidem 2004
Letsch, Fritz: In: "Visionen der Veränderung, Forumtheater nach Augusto Boal" von Simone Odierna und Janina Woll (Hg.): Bewusstseinsbildung würde heute Kritische Praxis heißen. AG SPAK Bücher 2021
Letsch, Fritz: Wiki https://gestalt.eineweltnetz.org/doku.php?id=szenen_und_stuecke
Lexikon der Gestalttherapie, Stefan Blankertz und Erhard Doubrawa, gikPRESS, Köln/Kassel 2017 http://www.gestalttherapie-lexikon.de/perls_fritz.htm
McLaren, Peter: Chapman-Universität an der Hochschule für Pädagogik: Revolutionary Critical Pedagogy Staking a Claim Against the Macrostructural Unconscious chapman.academia.edu/Departments/College_of_Educational_Studies/Documents, Übersetzt aus: https://www.academia.edu und in Fragmenten dokumentiert auf https://paulo-freire-muenchen.blogspot.com/2020/12/peter-mclarens-critical-pedagogy-von.html
Netzwerk Gemeinsinn: http://netzwerk gemeinsinn.org /mental health
Pluriverse: a post-development dictionary edited by Ashish Kothari, Ariel Salleh, Arturo Escobar, Federico Demaria, and Alberto Acosta, New Delhi, India, Tullika Books, 2019, https://radicalecologicaldemocracy.org/pluriverse
Pluriversum. Ein Lexikon des Guten Lebens für alle von Kothari, Salleh, Escobar, Demaria, Acosta (Hg.) 2023 auch als PDF-Datei unter agspak.de/pluriversum kostenlos abrufbar! Pluriverso. Un diccionario del posdesarrollo coordinado por Ashish Kothari, Ariel Salleh, Arturo Escobar, Federico Demaría, Alberto Acosta, Editorial Icaria, España, 2019 Designs for the Pluriverse: Radical Interdependence, Autonomy, and the Making of Worlds is a 2018 book by the Colombian-American anthropologist Arturo Escobar on design theory Plurivers Un dictionnaire du post-développement, Ashish Kothari, Ariel Salleh, Arturo Escobar, Federico Demaria y Alberto Acosta (coordinadores). Traducción de Angello Ponziano. Quarterly https://gestalt.eineweltnetz.org/doku.php?id=quarterly#gestalt_in_die_welt_tragen
Satow, L. (2002). Unterrichtsklima und Selbstwirksamkeitsdynamik. In: M. Jerusalem, & D. Hopf. (Hrsg,), Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen (S. 174–191). Weinheim, Basel: Beltz.