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Ich hatte die alte Dame noch in den Jahren vor 1975 im Werkraumtheater erlebt, bis ich sie dann überrascht im Film von Luis Malle wieder erlebte, Black Moon mit Joe Dallessandro aus dem Umkreis der Warhol-Factory in Flesh, dem Skandalfilm der 1960er Jahre …
Das Stück im Werkraum sprach sie, damals noch in einer Guckkastenbühne, auf einem alten Zahnarztstuhl liegend, nur der sprechende geschminkte Mund beleuchtet, noch mit ihrer ausgebildeten klaren Stimme.
Therese Giehse, geborene Therese Gift (* 6. März 1898 in München; gest. 3. März 1975 ebenda), war eine deutsche Schauspielerin und Kabarettistin, Januar 1933 Mitbegründerin des politischen Kabaretts Die Pfeffermühle in der Bonbonniere in München - heute Studiobühne an der Neutorstr.
Mit Klaus Mann (der ihr später seinen Roman Mephisto widmete) emigrierte sie im März 1933, da sie als Jüdin und politisch links stehende Künstlerin mit der Verfolgung durch die Nationalsozialisten, nach der Absetzung der bayerischen Regierung Held am 9. März durch die Nazis, rechnen musste.
Erste Station ihrer Flucht war Zürich. Danach verlief ihr Fluchtweg von 1934 bis 1936 über Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Österreich bis in die Tschechoslowakei. Am 26. April 1936 erlebte die Pfeffermühle ihre 1000. Vorstellung in Amsterdam.
Später als Hauptdarstellerin in den Uraufführungen von Mutter Courage und ihre Kinder und Der Besuch der alten Dame, 1941 und 1956 im Schauspielhaus Zürich. Sie gilt als die bekannteste und neben Helene Weigel die beste Interpretin von Bert Brechts Werk.
Sie war befreundet mit Erika_Mann und Elisabeth Schwarzenbach, Klaus_Mann und einer Gruppe, die noch Anfang 1933 in der Bonbonniere, heute Studiobühne und zwischendurch mal Diskothek, neben dem Hofbräuhaus am Wolfsbrunnen das Kabarett Pfeffermühle mit dem Stück über den Lügenprinz sangen und spielten: Die monacensia, das Literaturarchiv der Stadt München, hatte eine Ausstellung zu diesem Kreis … https://www.muenchner-stadtbibliothek.de/monacensia-im-hildebrandhaus
https://www.youtube.com/watch?v=hE8q-mMLoC8 von Dirk Heisserer
„Der Lügenprinz“ wird rezitiert mit freundlicher Genehmigung der Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg; der Text findet sich in: Helga Keiser-Hayne, Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933-1937. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag 1995, S. 150f.
Erika Manns Rundfunkgespräch mit Roswitha Schmalenbach (1968) ist abgedruckt in: Erika Mann, Mein Vater der Zauberer, hg. von Irmela von der Lühe und Uwe Naumann, Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Verlag, 1996, S. 11-60, die zitierte Stelle steht auf S. 13.
Erika Manns Kinderbuch „Stoffel fliegt übers Meer“ (1932) ist in einer Neuausgabe, hg. von Dirk Heißerer, sowohl im P. Kirchheim Verlag, München (€12,95) , als auch im Rowohlt Verlag, Hamburg (€ 9,99), lieferbar; das Weihnachtsmärchen „Jan’s Wunderhündchen“ (1932), hg. von Dirk Heißerer, ist über den Verlag Königshausen&Neumann und über das Büro des Thomas-Mann-Forums München e.V. (info@tmfm.de) für jeweils Euro 12,50 bestellbar.