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klaus_mann

Unten folgen Auszüge aus dem Tagebuch von Klaus Mann - Ergänzungen aus der Handschrift - Anfangszeit Exil, kurz nach einem Morphium-Entzug in Budapest:

Kind dieser Zeit … von Klaus Mann … schildert die Kindheits- und Jugendjahre des Autors von 1906 bis 1924 … seine Streiche als Jugendlicher in München, seine Begegnung mit der Jugendbewegung der Wandervögel, die Zeit auf verschiedenen Internaten und seine ersten dramatischen und literarischen Erfolge. In dem Werk werden verschiedene Drogenerfahrungen beschrieben, auch Gedanken zum Suizid und Andeutungen homosexueller Neigungen … interessante Aussagen über das innige Verhältnis zu seiner Schwester Erika Mann und das problematische zu seinem Vater Thomas Mann.

„Was für eine Geschichte ist es denn, die ich zu erzählen habe? Die Geschichte eines Intellektuellen zwischen zwei Weltkriegen, eines Mannes also, der die entscheidenden Lebensjahre in einem sozialen und geistigen Vakuum verbringen musste: innig – aber erfolglos – darum bemüht, den Anschluß an irgendeine Gesellschaft zu finden, sich irgendeiner Ordnung einzufügen:

immer schweifend, immer ruhelos, umgetrieben, immer auf der Suche …; die Geschichte eines Deutschen, der zum Europäer, eines Europäers, der zum Weltbürger werden wollte; die Geschichte eines Individualisten, dem vor der Anarchie fast ebenso graut wie vor der Standardisierung,

der ‚Gleichschaltung‘, der ‚Vermassung‘; die Geschichte eines Schriftstellers, dessen primäre Interessen in der ästhetisch-religiös-erotischen Sphäre liegen, der aber unter dem Druck der Verhältnisse zu einer politisch verantwortungsbewußten, sogar kämpferischen Position gelangt … […] (Der Schatten des väterlichen Ruhms auf meinem Weg …, ja, das gehört auch hinein.)“ Zitat aus Der Wendepunkt, S. 581

Infolge der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde Klaus Mann zum aktiven Gegner des Nationalsozialismus und engagierte sich in dem Anfang 1933 von Erika gegründeten Kabarett Die Pfeffermühle,

Um einer Verhaftung zu entgehen, verließ er am 13. März 1933 Deutschland und flüchtete nach Paris ins Exil. Für ihn und seine Geschwister wurde der vorübergehende elterliche Wohnsitz in Sanary-sur-Mer zum Treffpunkt mit anderen deutschsprachigen Emigranten, wie zum Beispiel Hermann Kesten und Franz und Alma Werfel. Weitere Orte der ersten Emigrationsphase waren Amsterdam und Küsnacht bei Zürich, wo die Eltern ein Haus gemietet hatten.

Am 9. Mai 1933 schrieb er an den einst verehrten Schriftsteller Gottfried Benn einen Brief, in dem er dessen positive Haltung zum Nationalsozialismus anprangerte. Er warf Benn vor, seinen Namen, einst Inbegriff höchsten Niveaus, denen zur Verfügung zu stellen, „deren Niveaulosigkeit absolut beispiellos in der europäischen Geschichte ist und vor deren moralischer Unreinheit sich die Welt in Abscheu abwendet.“

Benn konterte mit einer offenen „Antwort an die literarischen Emigranten“, die vom Berliner Rundfunk gesendet und anschließend am 25. Mai von der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“ gedruckt wurde, in der er den Emigranten das Recht absprach, die Lage in Deutschland zutreffend zu beurteilen. Später gestand Benn seinen Irrweg ein und schrieb in seinem 1950 erschienenen Buch Doppelleben über den damals Siebenundzwanzigjährigen, er habe „die Situation richtiger beurteilt, die Entwicklung der Dinge genau vorausgesehen, er war klarerdenkend als ich.

Die ganze Geschichte: https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Mann

25.VI.1937 Sils Baselgia

https://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Sils_im_Engadin/Segl

Ich komme nicht mehr ganz mit. Die Reisen: Wien –Bad Ragun: (Schlafwagen – mit C.) In Ragun: E; Eltern. (Z. leidend; Beide sehr lieb.) Autofahrt, à trois, (E – C.), hierher. …. La chambre avec C. Les jours à trois. Gut. Hoffe, jetzt am „Ludwig“ schreiben zu können.

29. VI.

Stilles Leben. Leider ziemlich schlimmes und kaltes Wetter. Leben mit C., E und Giehse. Heute Ankunft von Annemarie. Arbeit am „Ludwig“ (Zunächst die letzte Scene – Elisabeth an der Leiche – geschrieben.) Ab und zu nach St. Moritz. Einmal im Kino. – Ab und zu Anfechtungen von Schwermut. Gefühl der Hoffnungslosigkeit – auch meine Arbeit, auch C. betreffend. Denke aber doch, bis auf Weiteres – mit grosser Kraftanspannung – durchhalten zu können.

4. VII.

…… „Wo alles sich durch Glück beweist Und tauscht den Blick und tauscht die Ringe Im Weingeruch, im Rausch der Dinge, dienst du dem Gegenglück, dem Geist.“ [BENN] …… Das Wetter schön. Die Landschaft oft unbeschreiblich. …. […] Die Tage zu fünft. (E., Miro, Giehse, C.) – Grammophon. Mahlzeiten. Vorlesen. Gehen. Telephon. Mal der Doktor Löwenstein and the Colonel Armstrong von nebenan.) Le nuits avec C. Toujours – et toujours d … frz [Einmal Streit über seinen kindisch- heftigen irischen Nationalismus.] — Musik: Richard Strauss. („Don Juan“. „Salomè“.) – „Rhapsodie in Blue“ – … Geblättert: im Platen – Stephan George. …

5.VII.

Sehr ernste politische Lage. Wahrscheinlich näher am Krieg als je. Trotzdem vermag man sich sein schliessliches Kommen nicht vorzustellen – eben so wenig wie den Tod …..

7. VII.

Gestern abend: alle zusammen (zu fünft) bei Walters im „Waldhaus“. … …… Von einer Morphium-Sprize geträumt.


Abreise von C. nach der Steiermark – wo er den Filmregisseur Papst sehen will – morgens um 6 Uhr. Die erste Trennung seit wir uns kennen; (abgesehen von den ersten vier „Siesta“-Tagen.) – 9.VII. … Telegramm von C. der seinen Herrn Papst verfehlt zu haben scheint. Quelle catastrophe! 10.VII. Den „Ludwig“ – „Vergittertes Fenster“ im Manuskript fertig. – Miro erzählt eine komische, schwuhle Geschichte aus ihrer Kindheit; mit ihrer Mathematiklehrerin. ….

17.VII. Küsnacht / Zürich Überfüllte Tage. C. hier getroffen. Er fährt nach Paris voraus – wo ich ihn morgen treffe. … Familien-Geselligkeit. 3 Vorlese-Abende: Zauberers grosses, sehr fascinierendes Riemer-Kapitel. – ich, vorgestern, Anfang und Schluss des „Ludwig“ vorgelesen. – Golo, Miro, Giehse; Ankunft von Bibi. Sehr viel Betrieb. – Lektüre: Gide „Retoches“. Die anti-Stalin-Haltung verschärft. – Arbeit: am „Ludwig“ getippt. – Leichter „Rückfall“: ohne Konsequenzen, hoffe ich. Anfechtungen der Schwermut, Mutlosigkeit – wie immer. Schwer zu Leben. Freue mich auf Widersehen mit C. (…)

18.VII. Paris, Hotel Pont Royal, rue du Bac. Schlafwagenfahrt Zürich – Paris mir E. … Hier: Widersehen mit C. – der aus dem „Grand Hotel“ hierher zieht. Mittags: mit Friedrich. (Aus Amsterdam angeflogen.) Abendes zu viert (C., F., E) – Essen am „Rond Point.“ – In die „Exposition.“ Halb grossartiger, halb gemeiner Eindruck. Menschenmassen. – X X X (morgens, nachmittags und nachts.)

19.VII. Wiedersehen mit Mops der erschreckend schlecht aussieht. … Abends: … Ausstellung antifaschistischer deutscher Literatur … Onkel Heinrich samt seiner Kröger. Französische Ansprache von ihm. … Brecht, Piscator … H.M. den Kommunisten durchaus hörig.

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