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Tertulia Freireana in München: Ein Raum für kritisches Denken und interkulturellen Dialog

4. August 2025 | Danny Carvajal: Seit 2021 hat sich in München mit der „Tertulia Freireana“ ein interkultureller Lese- und Gesprächskreis etabliert, der sich der kritischen Pädagogik und politischen Bildung widmet. Alle zwei Wochen treffen sich im Eine-Welt-Haus Interessierte – unabhängig von Alter, Beruf, Geschlecht oder Religion, um gemeinsam Texte zu lesen und zu diskutieren, die sich mit Pädagogik und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen.

Es ist vor allem ein „Raum für die Reflexion im Lichte des interkulturellen, literarischen und philosophischen Dialogs“. Anhand philosophischer und literarischer Texte werden alltägliche Situationen hinterfragt und mit der eigenen Lebenserfahrung in Dialog gebracht.

Die Bezeichnung der Tertulia verweist dabei auf den ungezwungenen, geselligen Charakter der Zusammenkünfte: Eine Tertulia bezeichnet in Spanien und Lateinamerika Treffen zum interkulturellen Austausch, einem Literaturcafé nicht unähnlich. Diese Praxis entspricht Paulo Freires Konzept des “Lesens der Welt” – einer Methode, die Textlektüre als Übungsfeld für gesellschaftliche Reflexion versteht.

Freireanische Reflexionen.

In einer medialen Landschaft, die von algorithmischen Echokammern, epistemischer Abschottung und strategischer Desinformation geprägt ist, wird Freires dialogische Pädagogik zum notwendigen Gegengewicht. Sein Ansatz bietet konkrete Methoden gegen die Dekonstruktion vereinfachter Narrative, sowie eine empathische Perspektivübernahme durch authentischen Dialog. Eigentlich ist ein grundlegender Aspekt des freireanischen Denkens die Förderung der Dialogizität als Haltung gegenseitiger Anerkennung und kollektive Wissensgenerierung, die bewusst Filterblasen durchbricht.

Zu den ethischen, politischen und erkenntnistheoretischen Dimensionen von Freires transformativem Denken liegen bereits einige fundierte philosophische Untersuchungen vor. Eine philosophische Auseinandersetzung mit Paulo Freire in München zielt darauf ab, eine Dialogkultur zu fördern, in der wir alle voneinander lernen und gemeinsam neues Wissen schaffen.

Wir sind uns dessen bewusst, dass ein interkultureller Dialog den Verständnishorizont aller Beteiligten – unabhängig von der Herkunft oder Tätigkeit – erweitert, denn jede Person bringt unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven mit. Daher teilen wir die Ansicht, dass Bildung als befreiende beziehungsweise humanisierende Praxis sich nicht auf den Klassenraum beschränkt, sondern ständig im öffentlichen Raum, aber auch in allen Lebensbereichen stattfindet.

weiterlesen: https://www.pfz.at/themen/paulo-freire/tertulia-freireana-in-muenchen-ein-raum-fuer-kritisches-denken-und-interkulturellen-dialog

Die Tertulia basiert auf drei zentralen Prinzipien der Befreiungspädagogik Paulo Freires: Conscientização (Bewusstseinsbildung), Dialogicidade (Dialogizität) und Criticidade (Kritikfähigkeit), die in seinem Werk mehrfach formuliert wurden.

Freire kritisierte das traditionelle „Bankiersmodell“ der Bildung, bei dem Wissen von Lehrenden an Lernende „eingezahlt“ wird, und plädierte stattdessen für eine dialogische Praxis, in der Lehrende und Lernende gemeinsam Wissen konstruieren. Im Vordergrund steht der Austausch – ganz im Sinne Freires, der betonte: „Niemand weiß alles, aber niemand weiß nichts.“

Die Tertulia Freireana verbindet die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte mit einem lebendigen, freundlichen Austausch. Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung gibt es bewusst Raum für spontane Gespräche, Snacks und Getränke – denn auch die Atmosphäre des Miteinanders entspricht dem Geist einer dialogischen Pädagogik

100 Jahre Paulo Freire und die Paulo Freire Gesellschaft

/kunden/homepages/37/d358059291/htdocs/clickandbuilds/dokuWiki/BefreiungsBewegung/data/attic/tertulia_freireana.1754327214.txt.gz · Zuletzt geändert: 2025/08/04 19:06 von selbstorg