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Queere Bildung gibt es bundesweit in Landes-Netzwerken, in Baiern erst im Aufbau, Queere Bildung bedeutet klare Verankerung in den Bildungs- und Erziehungsbereichen von KIta über Schule bis zur Ausbildung und Hochschul-Ebenen der beruflichen Bildung und Forschung.
Queere Praxis, die Befreiungsbewegungen analog den Bürgerrechtsbewegungen aller alten Diskriminierungen schreiben allmählich immer klarer ihre Geschichte, suchen nach Lebensformen für die Umgebung und die Zukunft: Den Prägungen der Hetero-Norm, festgehalten durch die alten Religionen und Traditionen, brauchen erst gemeinschaftliche, persönliche und politische Bewältigung, bis sie allmählich auch in der Mehrheitsgesellschaft Anerkennung finden.
Queere Theorie lebt hierzulande bisher vor allem aus Übersetzungen, denn in den englisch-sprachigen Kulturen des alten Commonwealth wurde sehr viel mehr dazu kommuniziert, als der Postfaschismus im reaktionär gewordenen Täuschland wahrnehmen wollte:
Die Soziologie wurde dann in Täuschland zur Vorreiter-Disziplin, nach dem die Medizin und Psychologie kaum mit Ergebnissen ihrer Arbeit in die Öffentlichkeit getreten waren, die Sexualmedizin und Sexualpädagogik wurden zur Randgruppe in selbstorganisierten Instituten gekürzt.
2023 machten zur Pride Season fast alle Bayerischen CSDs mit dem gemeinsamen Motto „Queerer Aktionsplan Bayern jetzt!“ auf die Tatsache aufmerksam‚ dass der Freistaat als einziges Bundesland dieses für uns wichtige Instrument für Schutz und Empowerment nicht hat.
WIE BAYERN QUEERE SELBSTBESTIMMUNG BEKÄMPFT – UND UNS DAS ALS VIELFALT VERKAUFT Für alle, die in Bayern leben und an der Vision einer gerechten Gesellschaft festhalten, wird immer wieder deutlich: Hinter Toleranzbekundungen, bunten Bildern und Regenbögen verbirgt sich eine Staatsregierung, die systematisch gegen queere Selbstbestimmung kämpft und dennoch den Eindruck erwecken will, sie stünde für Vielfalt ein.
Das Genderverbot ist dabei nur die Spitze des Eisbergs der Queerfeindlichkeit.
Bayerns perfide queerpolitische Doppelmoral wird am deutlichsten im Umgang mit trans*‚ inter* und nicht-binären Menschen. Während Ministerpräsident Markus Söder mit weißen schwulen Männern auf Münchner Dachterrassen über Toleranz spricht‚ torpediert seine Staatsregierung auf Bundesebene das Selbstbestimmungsgesetz und setzt weiterhin auf bürokratische Schikanen bei der Anwendung des SBGG.
Mit einer Änderung der bayerischen Meldedatenverordnung gibt das Bayerische Innenministerium aktuell anlasslos Daten von SBGG-Nutzer*innen an das Landeskriminalamt weiter und schafft damit im Prinzip das Offenbarungsverbot ab.
Auch in der Bildungspolitik zeigt sich das doppelte Spiel der Staatsregierung: Einerseits betont sie die Wichtigkeit von Toleranz und Vielfalt‚ andererseits blockiert sie konsequent jede ernsthafte Sensibilisierung an Schulen.
Flächendeckende queere Bildungsarbeit oder wirksame Maßnahmen gegen Gewalt im Klassenzimmer? Fehlanzeige.
Stattdessen stehen Lehrkräfte‚ die queere Themen im Unterricht behandeln‚ oftmals unter massivem Druck konservativer Kräfte‚ die gezielt Stimmung gegen vielfaltssensible Bildungsarbeit machen. Zu all dem hält sich die Staatsregierung auffallend bedeckt oder gießt zum Beispiel durch die Zulassung queerfeindlicher „Bildungsvereine“ Öl ins Feuer. Während am Landtag die Regenbogenflagge weht‚ wird aus dem Maximilianeum heraus die medizinische Versorgung queerer Kinder und Jugendlicher per Beschluss eingeschränkt. Dafür haben wir als Community nicht gekämpft!
Das Paradebeispiel für Bayerns queerpolitische Feigheit bleibt der Queere Aktionsplan – oder besser gesagt: sein Fehlen. Bayern hat nach wie vor keine Strategie gegen Queerfeindlichkeit. Nach jahrelangem Druck und einem selbst erarbeiteten Maßnahmenkatalog der Community hat die Staatsregierung 2024 ein halbherziges Beteiligungsverfahren gestartet. Geplanter Umsetzungsstart eines Aktionsplans: 2026. Inhalte? Unbekannt. Finanzierung? Nicht gesichert. Und vor allem: kein Wort darüber‚ wie die Staatsregierung Queerfeindlichkeit in den eigenen Reihen bekämpfen will.
Ähnlich sieht es bei der Förderung von queeren Beratungsstrukturen aus. Während in anderen Bundesländern queere Beratungsstellen systematisch ausgebaut werden‚ müssen in Bayern viele Angebote um ihre Existenz bangen. Besonders in ländlichen Regionen gibt es massive Versorgungslücken. Die Staatsregierung gibt sich unschuldig – doch fehlende Finanzierung ist und bleibt eine politische Entscheidung.
Lasst uns ehrlich sein: Als queere Communitys wissen wir‚ dass uns nichts geschenkt wird. Alle queerpolitischen Errungenschaften der letzten Jahre wurden durch Druck aus der Zivilgesellschaft und durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts erkämpft. LSBTIQ* und ihre Verbündeten dürfen sich nicht auf politische Versprechen verlassen. Wir müssen uns weiter selbst organisieren.
Wir müssen sichtbar und solidarisch sein. Unsere Forderungen unmissverständlich verteidigen. Jede Mitgliedschaft in einem queeren Verband‚ jede Teilnahme an einem CSD‚ jede Petition‚ jede Stimme zählt. Denn eines ist klar: Ohne Druck aus der Community wird es keinen Fortschritt geben. Zumindest nicht für alle. ■
PRIDE-FACT DER LSVD Verband Queere Vielfalt ENGAGIERT SICH BEREITS SEIT 1990. IHR KÖNNT MITGLIED WERDEN, INFOS ONLINE http://LSVD.DE
Kultur des Schweigens und queeres Leben
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