Mental Health Jam leitet sich ab vom traditionellen Poetry Slam und dem daraus entstandenen Science Slam. Letzterer serviert Nerdiges aus der Forschung verständlich, mit Humor und Esprit in max. 10 Minuten.
Der Mental Health Jam steht in dieser Reihe. Er fokussiert auf einen wissenschaftlichen Teilbereich: Körper & Geist – Emotion & Seele. Dieses Segment heißt auf Englisch Mental Health (Französisch: Santé Mental | Spanisch: Salud Mental), auf Deutsch: Mentalgesundheit. Dieser Terminus hat sich in Anlehnung an den internationalen Sprachmodus für die Psycho-Somatik etabliert und findet zunehmend Verbreitung. Während Slam für einen Wettbewerb steht, will Jam wie beim musikalischen Jammen das Gemeinschaftliche unterstreichen mit einer Einladung zum Mitmachen an alle.
Die Mentalgesundheit gilt in Deutschland so wie in den meisten Teilen der Welt als angegriffen. Nach Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO litten bereits vor der Corona-Pandemie ca. 10 % der Bevölkerung an Ängsten und Depressionen.
Die Beschwerden werden auch gerne unter den schwammigen Sammelbegriff Burnout gestellt. Infolge der Lockdowns stiegen die mentalgesundheitlichen Beeinträchtigungen auf bis zu 20 % und darüber und halten sich bis heute auf hohem Niveau. Besonders betroffen sind jüngere Menschen, Schülerinnen, Schüler, Studierende, aber: Sämtliche Daten in diesem Gesundheitssektor überschattet eine hohe Dunkelziffer.
Die alarmierende Verbreitung der Mental-Symptomatik lässt Gesundheitsexperten von einer Volkskrankheit sprechen. Und zwar eine stigmatisierte, die anders als Herz-Kreislauf-Krankheiten wie mittlerweile auch Krebs nicht im gesellschaftlichen und medialen Mainstream angekommen ist. Sondern eine, für die Betroffene sich meist schämen, die sie sich oft nicht einmal selbst eingestehen möchten, eingemauert in einem Tabu. Das alles resultiert in hohen persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Folgekosten: sowohl bei der Behandlung als auch bei Krankschreibungen und Arbeitszeiteinbußen mit Einschränkungen insgesamt bei der Rundum-Fitness als Einzelperson wie auch im Sozialverband, nicht zuletzt Staat.
Hinzu kommen der Mangel an Therapieplätzen und das Defizit an effektiven Therapien. Aber der grundlegende Malus heißt: „Schwächen wollen, können, dürfen wir uns nicht leisten, lieber leiden wir im Verborgenen, bis …“ Dieses individuell und sozial tief verinnerlichte Narrativ gilt es zu dekonstruieren.
In einem Kernsatz: Corona war eine temporär-exogene, von außen herangetragene Pandemie, der mentalgesundheitliche Notstand ist ein permanent-endogener, innen erzeugter: Beide sind durchaus vergleichbar, auch in den Konsequenzen, nur: Letztere dauert an.
Dies der Versuch eines Befunds – hier der Perspektivwechsel: ein denkbarer Weg aus dieser Misere
Alle Erfahrungen aus der Selbsthilfe und rund um das renommierte Münchner Selbsthilfezentrum zeigen: In Gemeinschaft über Belastungen sich auszutauschen und miteinander zu sprechen entlastet. Eigentlich eine Binse. Das ist wie Ballast abzuwerfen. Wer selbigen dagegen in sich hineinfrisst, droht damit über kurz oder lang unterzugehen.
In dieser Funktion ist Selbsthilfe einer der großen Pfeiler des Gesundheitswesens und wird von Krankenkassen wie auch Kommunen großzügig gefördert. Hands-on Experten der Praxis und Profis aus dem akademischen Sektor ergänzen einander zu schlagkräftigen Tandems, bringen Gesundungsprozesse auf Trab. Das war die eigentliche Gesundheitsreform der letzten Jahrzehnte, angestoßen und getragen von der Zivilgesellschaft. Mit Fernwirkungen: Der „Vulnerabilitätsfaktor“ und heilsame Umgang mit „angeschlagenen“ Mitarbeitenden ist mittlerweile auch in der Wirtschaft und Konzernleitstellen angekommen.
Hier begegnen uns Menschen, die aus ihrem Schneckenhaus heraustreten. Sie reden, in Erlebnisform wie auch Reflexion, eingebettet in Leichtigkeit, gerne auch Humor, wie sie in Selbstverantwortung ihre mentalgesundheitlichen Herausforderungen meistern. Die reichen von den zuvor erwähnten Topoi bis zum vielgesichtigen Alltags-, Beziehungs-, Familien-, Erziehungs-, Arbeitsstress.
Diese Methode hat eine zentrale Wechselwirkung. Im spielerisch-öffentlichen Umgang erleben die Performer „auf der Bühne der Welt“: Ich und die anderen hören mir zu, können über mich schmunzeln, über meine Marotten und Fauxpas, meine Bruchstellen und Flops, zollen gleichzeitig meiner Mühe um Einblick und Transparenz Respekt. Diese emotionale Solidarität hebt das Lebensgefühl. Sie ist eine Spritze mit einer Dosis der so häufig bemühten Selbstwirksamkeit-Selbstfürsorge – im Mental Health Akt arbeitet sie in vivo und hoher Potenz.
Das Publikum als Teil des Ganzen wird dabei nicht nur unterhalten, gebildet beim Begreifen neuer Zusammenhänge über Körper-Geist-Seele, sondern erfährt en passant, oft sogar primär: Aha, wenn jemand über diese Themen offen, auch mit Witz reden kann, muss ich mich meiner mentalen Unpässlichkeiten gar nicht schämen. Und darf, positiv gewendet, selbst ins Drehbuch meines Lebens eingreifen, mich mal neu ausprobieren.
Der Mental Health Jam wird zur Reinigung oder Katharsis, wie die antiken Griechen diesen basalen Vorgang nannten, über die Jahrtausende top-aktuell und stets nach zeitgemäßen Zugängen suchend.
Das Format wird entwickelt von Wolfgang Chr. Goede, Wissenschaftsjournalist und Facilitator, zusammen mit Fritz Letsch, Theaterpädagoge, Gestalt-Coaching und Forum-Theater-Anleiter.
Es ist flexibel und lässt einen Mix zu mit anderen Formen.
Es wird auch versucht, Nichtmuttersprachler und die in Bayerns Landeshauptstadt in starker Fraktion vertretenen Expats für die Teilnahme zu gewinnen. Rollout ist geplant im Frühjahr 2025 im Fraunhofer Theater, München.
hat in der vielfach angelsächsisch geprägten Kreativ- und Beteiligungsszene ein original deutsches Design © Germany, versteht sich aber mehrsprachig.
Er bietet sich an als Workshop, Schreibseminar, Performance, Lesung, Event zu unterschiedlichsten Anlässen und Veranstaltungen; in Bildungs-, Gesundheits- und kirchlichen Einrichtungen, Volkshochschulen und auf Kleinbühnen, in diversesten Communities, Settings, Locations.
Grundsätzlich überall dort, wo Menschen miteinander in Kontakt sind, arbeiten, interagieren, sich selbstbestimmt weiterentwickeln möchten. Als Medium sind auch Film und Podcast denkbar. Wir sprechen von einem großen künstlerischen Experimentierkasten – wie immer nach oben offen.
Selbsthilfe und Selbstorganisation gestalt und Forumtheater sowie Tabu
im Projekt BASIS 3 der DAA Denisstr. 1b Innenhof, 80335 München Telefon: 10-14h 089 – 544 302 – 430
Auftritte und Veranstaltungen geplant: April im Fraunhofertheater, Mai im Selbsthilfezentrum, im Herbst zu 40 Jahre Selbsthilfe in München …