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ernst_toller

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Ernst Toller 1.12.1893- 22.5.1939

Seine Mutter machte sich Sorgen über diesen Hang zur Einsamkeit:

  "Warum gehst du nicht spielen? Was machst du gerade?"  
  Wenn sie so fragte, war die Antwort: "Ich atme." 

Ernst Toller: Ein Leben in Deutschland von Richard Dove Göttingen 1995 S.24

Ernst Toller 1.12.1893 Samotschin - 22.5.1939 New York

Ernst Toller war am 11.5.1939 noch nach einer PEN-Tagung anlässlich der New Yorker Weltausstellung im Weißen Haus eingeladen und nach dem Essen von Mrs.Roosevelt durch das Haus geführt worden … S. 307

http://raete-muenchen.de/revolution-und-wahnsinn-ernst-toller-125 und

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Toller

zwischen Kurt Eisner, Sonja Lerch, und Erich Mühsam und Gustav Landauer, später Klaus Mann, Landshoff, den Marcuses, Erika Mann

 Die Annexion Österreichs und der Einmarsch in die Tschechoslowakei 
 kündigten das unerbittliche Vorrücken des Nationalsozialismus in Europa an.
 
 Gerüchte über den Hitler-Stalin-Pakt verbreiteten sich schon ...
 Am Schlimmsten aber waren für ihn der Fall der spanischen Republik 
 und der Zusammenbruch des Hilfsprojekts, in das er so viel Zeit und Anstrengung investiert hatte. 

S. 310

http://raete.de

An das werktätige Volk Baierns! - Baiern ist Räterepublik!

 Tolle Gerüchte werden von denen in die Welt gesetzt, welche eure Interessen schädigen wollen. 
 In München ist alles ruhig. Kein Schuß ist gefallen. Arbeiter, Bauern, Handwerker, 
 das schaffende Volk hat sich für die Räterepublik erklärt.
 Was ist der Unterschied zwischen den Räten und dem Landtag?
 Die Volksvertreter, welche ehemals von euch in den Landtag gewählt wurden, 
 waren von Parteien und Parteivereinen aufgestellt. 
 Die Partei, welche das meiste Geld hatte, konnte die meiste Reklame machen und gewann den Kampf. 
 So kam es, daß, obwohl das ganze Volk anders dachte oder wenigstens fühlte, 
 wichtige Entscheidungen zugunsten der Riesenvermögen und Riesengewinne getroffen wurden. 
 Die Nöte der Unbesitzenden wurden jeden Tag größer, das Elend in den Städten vermehrte sich, 
 während die Preise für das Notwendigste und damit die Gewinne der Großkapitalisten 
 ins Unendliche anwuchsen.
 Jetzt aber will das Volk nicht mehr von Männern, welche die Geldherrschaft aufrecht erhalten wollen, regiert werden.
 Die Riesengewinne des Krieges dürfen nicht mehr als eine Last auf Bauern und Arbeitern liegen!
 Das werktätige Volk will selbst durch seine Räte Ordnung schaffen. Alle Kreise des schaffenden Volkes, Bauern, Arbeiter, Handwerker, Kleinbeamte, wählen aus ihren Kreisen heraus die tüchtigsten Männer als ihre Vertreter in das Landtagsgebäude. 
 So kann nicht mehr vorkommen, daß Männer, für jahrelang hinausgewählt, für das Volk Unheil stiften;
 denn die Wähler können jederzeit einen solchen Vertreter abberufen. Nur durch die Räte können

die Tüchtigen mitarbeiten an der Neugestaltung des Staates zu unser aller Wohl.

  In Fragen der Landwirtschaft werden nur die Bauern mit dem Landwirtschafts-

ministerium, in Fragen der Handwerker nur diese selbst mit dem Ministerium für Handel und Industrie entscheiden. Niemand denkt daran, den Besitz der Bauern anzutasten und die Existenz der Handwerker zu gefährden.

  Arbeiter, Handwerker, Beamte und Bauern, alle, die ihr Brot im Schweiße des

Angesichts verdienen müssen, haben nur einen eizigen Feind, nämlich diejenigen, welche den Krieg verschuldet und zum Unglück des ganzen Volkes geführt haben, die Großkapita- listen! Erst nach deren Niederkämpfung werden wir uns in einem neuen Gemeinsinn zu- sammenfinden.

  Dann sind wir erst frei!
  Dann sind wir nicht mehr gezwungen, uns gegenseitig zu bekämpfen in der Hast

nach dem Gelde.

  Im Kriege hat uns der eigene und der feindliche Kapitalismus ausgehungert.
  Jetzt wollen es die von den eigenen Kapitalisten verführten Volksbrüder tun!
  Der Landwirt muß an seinem Pflug, der Schmied an seinem Amboß stehen, wenn das

ganze Volk nicht darunter zu Schaden kommen soll.

  Alles Mißtrauen ist Mißverstehen!

Deswegen seid einig in der Räterepublik Baiern! Prov. revolutionärer Zentralrat I. A.: Ernst Toller

raetezeit Ernst Toller

Masse Mensch: Ein Stück aus der sozialen Revolution des 20. Jahrhunderts

Die erste Niederschrift entstand im Oktober 1919, im ersten Jahr der deutschen Revolution.

Festungsgefängnis Niederschönenfeld.

   Weltrevolution.
   Gebärerin des neuen Schwingens.
   Gebärerin der neuen Völkerkreise.
   Rot leuchtet das Jahrhundert
   Blutige Schuldfanale.
   Die Erde kreuzigt sich.
   
   Den Proletariern

https://www.projekt-gutenberg.org/toller/massemen/massemen.html

  Erster Bankier        Waffenwerke 350.
  Zweiter Bankier        Ich überbiete 400.
  Dritter Bankier        400 Biete an.

(Der vierte Bankier zerrt den dritten nach vorn. Im Hintergrund Gemurmel der Bietenden und Verkaufenden.)

  Vierter Bankier        Gehört? Rückzug Notwendig. Große Offensive Wird mißlingen.
  Dritter Bankier        Reserven?
  Vierter Bankier        Menschenmaterial Wird schlecht.
  Dritter Bankier        Ernährung ungenügend?
  Vierter Bankier        Auch das. Obwohl Professor Ude meint, daß Roggen, 
                         Nach Prozentsatz 95 Ausgemahlen, Schlemmernahrung Ist.
  Dritter Bankier        Die Führung?
  Vierter Bankier        Ausgezeichnet.
  Dritter Bankier        Nicht Alkohol genug?
  Vierter Bankier        Die Schnapsfabriken Brennen Unter Hochdruck.
  Dritter Bankier        Was fehlt?
  Vierter Bankier        Der General Hat 93 Professoren Ins Hauptquartier berufen. 
                         Auch unsre Koriphäe Geheimrat Gluber. Man munkelt Resultate.
  Dritter Bankier        Die sind?
  Vierter Bankier        In bürgerlichen Sphären Zu verhüllen.
  Dritter Bankier        Schwächt Männerliebe Die Soldaten?
  Vierter Bankier        Merkwürdig nein. Mann haßt Mann. Es fehlt.
  Dritter Bankier        Es fehlt? ...
  Vierter Bankier        Mechanik Alles Lebens Wurde offenbart.
  Dritter Bankier        Es fehlt?
  Vierter Bankier        Masse braucht Lust.
  Dritter Bankier        Es fehlt? ...
  Vierter Bankier        Die Liebe.
  Dritter Bankier        Das genügt! So ist der Krieg Als unser Instrument, Das mächtige gewaltge Instrument, Das Könige und Staaten, Minister, Parlamente, Presse, Kirchen Tanzen läßt, Tanz über Erdball, Tanz über Meere, Verloren? 
                         Sprechen Sie: Verloren? Ist das Bilanz?
  Vierter Bankier        Sie kalkulieren schlecht. Die Fehlerquelle ist erkannt. Wird ausgeglichen.
  Dritter Bankier        Wodurch?
  Vierter Bankier        Auf internationalem Weg.
  Dritter Bankier        Ist das bekannt?
  Vierter Bankier        Im Gegenteil. Wird vaterländisch echt frisiert Und unabhängig Von Valuta.
  Dritter Bankier        Auch gut fundiert?
  Vierter Bankier        Konzern der größten Banken Leitet Unternehmen.
  Dritter Bankier        Der Profit? Die Dividende?
  Vierter Bankier        Wird regelmäßig ausgeschüttet.
  Dritter Bankier        Die Form des Unternehmens gut. Doch Inhalt?
  Vierter Bankier        Die Maske heißt Erholungsheim Zur Siegeswillenstärkung. 
                         Der Inhalt: Staatliches Bordell.
  Dritter Bankier        Grandios! Ich zeichne 100 000. Noch eine Frage, Wer ordnet die Dynamik?
  Vierter Bankier        Erfahrene Generäle, Beste Kenner Erprobten Reglements.
  Dritter Bankier        Der Plan Entworfen?
  Vierter Bankier        Nach Reglement, Wie ich schon sagte. Drei Preise. Drei Kategorien.
                         Bordell für Offiziere: Aufenthalt die Nacht.
                         Bordell für Korporale: Eine Stunde. Mannschaftsbordell: 15 Minuten.
  Dritter Bankier        Ich danke. Wann wird der Markt eröffnet?
  Vierter Bankier        Jeden Augenblick. 

(Im Hintergrund Lärm.Dritter und vierter Bankier nach hinten.)

  Der Schreiber         Zugelassen neu: Die nationale Aktie Kriegserholungsheim A.G.
  Erster Bankier        Ich habe keinen Auftrag.
  Zweiter Bankier        Die Dividende lockt mich nicht. 
  Dritter Bankier        Ich zeichne 100 000 Nennwert.
  Schreiber        Ich notiere.
  Vierter Bankier        Die gleiche Anzahl.
  Der Erste zum Zweiten Bankier Der Kühle zeichnet ... Was meinen Sie? ...
  Zweiter Bankier        Soeben Telegramm: Die Schlacht im Westen Verloren ...
  Erster Bankier        Meine Herren! Die Schlacht im Westen ist verloren! (Rufe, Geschrei, Kreischen.)
  Stimmen        Verloren! 
  Stimme        Waffenwerke Biete an Zu 150.
  Stimme        Flammenwerfer Trust Ich biete an.
  Stimme        Kriegsgebetbuch m.b.H. Ich biete an.
  Stimme        Giftgaswerke Biete an. 
  Stimme        Kriegsanleihe Biete an.
  Dritter Bankier        Ich zeichne nochmals 100 000.
  Stimme        Hoho ... Bei dieser Baisse? ...
  Stimme        Wer sagte, daß die Schlacht verloren? 
  Stimme        Ist wahr die Nachricht? Oder Börsencoup? Der Kühle Zeichnet Zweimalhunderttausend.
  Zweiter Bankier        Schiebung! Ich kaufe. 150.
  Stimme        Ich überbiete. 200.
  Stimme        Ich kaufe. 300.
  Stimme        Wer bietet an? 400. Ich kaufe.
  Schreiber        Ich notiere. 
  Vierter zum Dritten Bankier Der Fuchs errät ...
  Dritter Bankier        Verzeihen Sie die Frage. Unser stärkstes Instrument Gerettet?
  Vierter Bankier        Wie können Sie nur zweifeln? Mechanik alles Lebens Ist so einfach --
  

Ein Leck war da … Es ist entdeckt Und schnell verstopft. Die Baisse Oder Hausse heute Ist nebensächlich. Das Wesentliche: Mechanisches Gesetz stabil. Die Folge: Das System gerettet.

  Schreiber        Ich notiere. (Der Begleiter tritt ein. 
  

Sein Gesicht: ein Verwobensein von Zügen des Todes und Zügen angespanntesten Lebens. Er führt die Frau.)

  Der Begleiter Sie notieren zu voreilig. Blut und System! Mensch und System! Der Satz ist brüchig.

Ein Fußtritt, Und die Mechanik Ist zerbrochnes Kinderspielzeug. Achtung! (Zur Frau.) Sprich Du!

  Die Frau        (leise). Meine Herren: Menschen. Ich wiederhole: Menschen! 

(Die Begleiter und die Frau verblassen. Jähe Stille.)

  Dritter Bankier        Hörten Sie? Ein Grubenunglück, Scheints. Menschen in Not.
  Vierter Bankier Ich schlage vor: Wohltätigkeitsfest. Tanz Ums Börsenpult. Tanz Gegen Not.
                  Erlös Den Armen. Wenns gefällig ist, Ein Tänzchen, Meine Herrn. 
                  Ich spende: Eine Aktie Kriegserholungsheim A.G.
  Stimme        Doch Weiber?
  Vierter Bankier Soviel Sie wollen. Man befehle Dem Portier: 
                  Fünfhundert Raffinierte Mädchen Her!

Inzwischen …

Die Bankiers Wir spenden! Wir tanzen! Erlös Den Armen!

(Musik klappernder Goldstücke. Die Bankiers im Zylinder tanzen einen Foxtrott um das Börsenpult.)

https://www.projekt-gutenberg.org/toller/massemen/massemen.html

So schreibt Nicola Cusano 1463:

"Es scheint, dass, wenn wir Gott als Bankier betrachten, der Intellekt ein Geldwechsler sein wird.”

https://www.untergrund-blaettle.ch/gesellschaft/panorama/der-turm-und-das-kellergewoelbe-7005.html

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