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Jede Aufstellung ist eine Szene

Auch Augusto Boal, der am 16. März 31 geboren war, also längst 90 geworden wäre und noch immer, wie gerade sein älteres Vorbild, Paulo Freire in aller Welt gefeiert wird, sah immer die Macht in den Strukturen, nicht nur in dem großen "Spiel der Macht", das die Rollen der Mitspielenden herausfordern konnte.

Eine Aufstellung ist eine Szene, die der Realität entspricht oder eine Realität symbolisch mit Stellvertretenden abbildet,

Es kann eine Situation der Therapie sein, in einer Gruppe, oder eine Abbildung in Kissen oder Stühlen, die der aufstellenden Person

Alle Szenen im Theater haben auch eine aufstellende Wirkung, in dem die Personen Abstände, Bewegungen, Winkel und Drehungen zueinander haben, Orte einnehmen und Beziehungen halten oder verändern

Jedes Theaterstück, auch wenn es mit Textflächen arbeitet, bildet gesellschaftliche Konstellationen ab, lebt in Beziehungs-Strukturen und Abbildungen davon, die sich langsamer oder schneller verändern, starr bleiben oder verschwimmen …

Das "Spiel der Macht" ist eine Aufstellung

Ich habe gerne mit einer meiner frühesten öffentlichen "Szenen" begonnen: Meine Kriegsdienstverweigerung in Traunstein etwa 1972, kurz vor meinem Studium nach der Musterung.

Gegenüber, hinter einer Reihe von Tischen, sitzen drei Herren, der mittlere in Uniform führt die "Verhandlung". Die beiden Älteren auf den Seiten von ihm sind nur Darsteller: Einer mit nur einem Arm, der andere wird dann Zeitung lesen.

Der Uniformierte erklärt mir, dass er als Offizier zum Richteramt befähigt sei und will mein Gewissen prüfen: Was ich in dem oder jenen Falle der Bedrohung mit einer Freundin im Wald bei einem Angreifer machen würde …

Es geht immer auf die Situation der Unterscheidung von Nothilfe und Notwehr hinaus, ich hätte eine Waffe, einen Stein, und es endet in verdrehten Darstellungen, die er von meinen Äußerungen in einen Kassettenrekorder diktiert, die ich ständig korrigieren muss.

Damals endete es mit der Nicht-Anerkennung meiner Gewissensgründe, erst in zweiter Verhandlung Jahre später gab es keine Frage mehr …


Wenn die Szene steht, so wie sie war, kommt die Frage der Macht: Wie wird sie sichtbar, wie könnte sie verändert werden? Heute weiß ich: Indem ich darüber schreibe, indem ich das Bild aufstelle, indem wir miteinander darauf schauen und Lösungen suchen: Kommt ein Zeuge mit? Kommt Fotografie oder Berichterstattende dazu, Öffentlichkeit?

Wer hat die Regie, wer kann den Strom abschalten, was kann noch passieren?

Die Beratenden in der Kriegsdienstverweigerung waren gut vorbereitet, spielten manche Szene durch …


Wichtig heute, welche Öffentlichkeit wir mobilisieren, welche Partner wir gewinnen können, die ebenfalls die Macht in Frage stellen.

Paulo Freire ging der Frage nach, wie weit die Kolonialisierung schon erfolgreich war, dass wir uns mit dem Mächtigen identifizieren und nur an seine Stelle treten wollen. Alle Part-Eien sind auf diesem Weg, und nur etliche idealistische Gruppen glauben an Strukturen der Bürger: buergerhaushalt - buergerinitiativen - buergerraete

/kunden/homepages/37/d358059291/htdocs/clickandbuilds/dokuWiki/BefreiungsBewegung/data/attic/spiel_der_macht.1753190091.txt.gz · Zuletzt geändert: 2025/07/22 15:14 von lenny