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Die politische Dimension der Gestaltarbeit wurde von Kathleen Höll im Handbuch der Gestalttherapie (Göttingen 1999, S.514) sehr toll aufgemacht: "Die Gestalttherapie hat … nicht nur eine immanente politische Dimension, die besonders deutlich in ihrem Menschenbild zum Vorschein kommt. Sie besitzt durch ihre erkenntnistheoretische Grundlage … in Phänomenologie, Hermeneutik und Gestaltpsychologie auch ein Instrument, das geeignet wäre, Gesellschaft und Politik neu und scharf "unter die Lupe zu nehmen".
Allein das Figur-Grund-Prinzip für sich genommen verbietet, was in der heutigen soziologischen und politikwissenschaftlichen Debatte so verbreitet ist: den historischen Hintergrund der theoretischen "Diskurs"-Figuren im Dunkel zu belassen." S. 515: "Leider kommt Gesellschaftskritik aus einer gewissen Tradition heraus sehr oft als Katastrophenszenario daher. Das erlaubt nur selten einen Standpunkt, von dem aus konstruktive Veränderungsvorschläge möglich sind. Diese sah aber [[Paul Goodman]] als Grundvoraussetzung für eine Gesellschaftskritik an, die diesen Namen verdient. Konkrete Vorschläge zu machen und, als zweite Möglichkeit, unbequeme Fragen zu stellen - das sind durchaus Vorgangsweisen, mit denen TherapeutInnen vertraut sein sollten."
Die "Kritische Theorie" … stellte als beinahe einziger "Abkömmling" der Psychoanalyse die Frage nach staatlichen Gewaltverhältnissen und nach den Ursachen des "Zivilisationsbruches" durch den Nationalsozialismus. …
Die Politische Psychologie führt innerhalb der Politikwissenschaft eine Randexistenz, denn für sie gelten Institutionen als primär gegenüber dem "sekundären" Individuum. … Weil das konkrete Individuum unberücksicht bleibt, muss das verallgemeinerte Ganze, z.B. der "Staat" abstrakt bleiben." S. 517