**QueerUferlos: [[Darkroom und Dunkelfeld]], Teil 1 - Teil 2 folgt am 3. Do, den 19.1.23 auf Radio http://lora924.de auch im Netz: Worüber die Queeren Stimmen schweigen ..**. ==== Sind wir jetzt alle Queer? ==== In den angelsächsischen Ländern braut sich schon eine Gegenbewegung zusammen, die auch als "Just Gay" in Münster einen Start bekommen hat: http://Schwulissimo.de Januar-Ausgabe 2023. In den vergangenen Wochen und Monaten gab es eine ganze Menge [[queeres_leben|queere]] Ausstellungen in [[München]]: vom **Amerika Haus zu Trans* bis Hirschfeld** und bis zum **Haus der Kunst mit dem [[http://Forummuenchen.org|Forum Queeres Archiv]]** und jetzt im **[[https://www.nsdoku.de/tobeseen|NS-Dokuzentrum]]**, wo aktuell erzeugte Kunst die Standard-Ausstellung bis Mai 2023 belebt und ergänzt und eine Ausstellung im ersten Stock die Jahre zwischen 1900 und 1950 die Elemente des queeren Lebens damals als enorm innovativ sichtbar machen. Bei all der freundlichen Aufmerksamkeit für lesbisches und schwules Leben, für Trans (denn Bisexualität bleibt meistens noch ausgespart) entsteht mir ein seltsames Gefühl, denn mindestens zwei Bereiche fehlen massiv: ===== Der Darkroom und das Dunkelfeld ===== **Darkroom** ist mein Symbol für alles heimliche, für den Fetisch, für das nicht in die Öffentlichkeit zu bringende, weil es die Heimlichkeit der Sexualität der früher verbotenen Begegnung, der geschlossenen Aufmerksamkeit braucht. **Dunkelfeld** meint den großen Bereich der nicht gelebten Sexualität, der heimlichen Träume, der versteckten Bedürfnisse, denn wo sind **die schwulen Lehrer, die queeren Beamten und Polizisten, die lesbischen Lehrerinnen**, wo sind die Menschen, die den ganzen Alltag queer versteckt leben? **Ein Christopher Street Day (CSD)** kann nur einen ganz kleinen Teil sichtbar machen, und es sind nicht nur die Münchner, die ihn feiern, sie sind nur ein ganz kleiner Teil, dafür kommen aber viele Freundinnen und Freunde aus dem ganzen Münchner Umfeld, aus Bayern, aus Deutschland, um in München in der Fußgängerzone etwas darzustellen, was der normale Münchner, der normale Homosexuelle Münchner, die normale Homosexuelle Münchnerin nie zeigen würde, aber **gefeiert mit einigen StadträtInnen und Oberbürgermeister** stellen sie ein Bild dar, das nirgends stimmt außer im Bier-Ausschank, eine Community-Inszenierung. Die Inszenierung und ihre Selbstdarstellung, ganze bunte Zeitschriften voll, mit teuerster Zielgruppen-Werbung, denn die doppelten Einkommen meist ohne Kinder haben Kaufkraft und Tourismus-Magnetismus und Vorreiter-Rolle. **Mit Musik: http://fairmuenchen.de/darkroom-und-dunkelfeld-do-5-1-23-und-do-19-1-23-auf-radio-lora-muenchen-924** ==== Hilfen aus dem Dunkelfeld: Bestärkungen ==== **Bildungseinrichtungen denken oft nicht - wie inzwischen viele Konzerne, die auch beim CSD auftreten -** an eine Bestärkung der **Diversity** in den Reihen ihrer Mitarbeitenden, die eine höhere Identifikation mit der Arbeit, dem Kollegium und dem Träger ermöglichen, wenn die ganze Person angesprochen ist. Von staatlichen Stellen wird solches - in Bayern - noch gar nicht mitgedacht? Wir fragen nach ... **Das [[Darkroom und Dunkelfeld|Dunkelfeld]] im Gespräch: Donnerstag 19.1.2023 ab 21h auf Radio http://lora924.de in der Redaktion http://queeruferlos.de** ===== §175 und die Verfolgungsgeschichte ===== **Die Religionen des eifersüchtigen 1-Mann-Gottes** hatten alle Beschäftigungen mit der Sexualität des anderen Mannes unter Strafen gestellt, die Nazis wollten das - nach der Hetze aus der SPD gegen die mit Ernst Röhm schwul dominierte SA - nach der "Nacht der langen Messer", in der Ende Juni 1934 mehr als 100 Gegner der Nazi-Herrschaft ermordet wurden. **Die Sexualität der Frauen** war noch kaum entdeckt, die reaktionären Parteien wollten sie in den 1920ern auch noch gesetzlich reglementieren, aber das kam in den Auseinandersetzungen nicht mehr zustande. Der **[[§175]]** stammte aus dem preußischen Strafrecht, das in Bayern erst nach dem Beitritt zum deutschen Reich gültig wurde, ausgerechnet durch den heimlich schwulen König Ludwig II, der für seine Schlösser Millionen dafür aus Bismarcks "[[https://de.wikipedia.org/wiki/Welfenfonds|Reptilienfonds]]" erhielt. Der **[[§175]]** wurde Herbst 1934 verschärft und es gab erste Razzien in München, mit Gefängnis oder Konzentrationslager; Der **[[§175]]** wurde 1945 nicht gestrichen, und seit der Zeit Adenauers öfter und weiter angewandt im **[[Postfaschismus]]**, der mehr Leute verfolgte und verurteilte, als das "[[3.Reich]]" (allerdings mit tausendfach tödlichem Ausgang) schaffte, "die ansteckende Krankheit auszurotten". **Die "Krankheit" [[https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t|Homosexualität]]** wurde erst 1992 aus dem Internationalen Verzeichnis IDC der Krankheiten gestrichen, nachdem ein Arzt mit einer Papiertüte über dem Kopf auf einem Kongress die Forderung dazu gestellt hatte: Bis dahin konnten Ärzte und Psychoanalytiker wegen "unausgereifter Persönlichkeit" die Fähigkeit zur Berufsausübung abgesprochen werden ... [[IDAHOBIT]] und [[https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t|Wikipedia]] ===== Befreiungs-Bewegungen ===== "Das Lambda (λ), das Symbol für libertas (lat. „Freiheit“) als Gleichberechtigung und dadurch Namensteil und/oder Symbol mehrerer lesbisch-schwuler Organisationen und Veranstaltungen wie: Lambda Legal: LGBT & HIV – US-Bürgerrechtsorganisation (1971/1973), Jugendnetzwerk Lambda: Bundesweiter Jugendverband für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender (1990) oder Rechtskomitee Lambda (RKL): Lesbisch-schwule Bürgerrechtsorganisation in Österreich (1991)." https://de.wikipedia.org/wiki/LGBT-Symbole ===== Bisexualitäten ===== Ein noch regelmäßig unterschlagenes Thema, eine der zuletzt führenden Buchveröffentlichungen auf http://queer.de /Rubriken /Buch: "**Das B in LGBTI ist gewohnheitsmäßig schnell gesagt, aber fast nie richtig mitgemeint. Noch schlimmer: Bisexuellen Menschen wird ihre sexuelle Orientierung oft abgesprochen und/oder sie werden mit Vorurteilen belegt und abgelehnt.** Die gesellschaftliche Debatte über Bisexualität hinke der Akzeptanz von Homosexualität etwa 30 Jahre hinterher, meint Julia Shaw. Deshalb hat die in Deutschland geborene Rechtspsychologin das Buch geschrieben, das ihr als bisexueller Frau als "Atlas der Bi-Welt" gefehlt hat. [[IDAHOBIT]] "Bi – vielfältige Liebe entdecken" (..) ist das erste populärwissenschaftliche Buch zum Thema in einem großen Verlag – und damit ein echter Meilenstein. **➤ "Biphobie erleben wir vor allem in der queeren Community"** (28.05.2022)" https://www.queer.de/detail.php?article_id=44197 ===== Polyamor ===== **[[Polyamor]] zu leben, beginnt auch immer mit einer biografischen Irritation:** Mehrere verschiedene Lieben nebeneinander in Offenheit mit allen Partner*innen erfordert Mut und Klarheit, schenkt aber sofort statt der alten Besitz-Eifersucht eine enorme Bereicherung an Freiheit: Nicht mehr "Einzig" sein zu müssen, verantwortlich für das Glück der anderen, aber durchaus interessiert daran, denn das bedeutet Liebe schließlich, nicht Ehering und Treue-Versprechen für ein Leben, das wir nicht überschauen. Bindung wird dabei zur freien Entscheidung, auch für Kinder und Umfelder, wie Wohn- und Lebensgemeinschaften, die daran schon lange forschen und Erfahrungen austauschen. Die Bewältigung der eigenen Herkunfts-[[Biografie]] gehört immer auch dazu, wird aber nun zur Gestaltung der neuen Umgebung: Mit wem kann ich meine Lieben teilen? ===== Fetische und sexuelle Orientierungen ===== Was wir dazu verraten, ist noch offen: **[[Rat und Tat]] konnte da früher offen dazu fortbilden.** "Benedikt war also kein harmloser religiöser Spinner, der der einfach nur dummes Zeug über Homosexuelle in die Welt setzte, was man nicht weiter ernst nehmen musste. Er machte mit seinem Die-Homos-sind-das-Übel-der-Welt-Wahn bitterböse Politik. **https://www.nollendorfblog.de/?p=13024 ** "In vielen Ländern der Erde wird Homosexualität streng bestraft, oft mit dem Tod. Die katholische Kirche unterstützt diese Länder darin, indem sie deren Recht verteidigt, Homosexualität zu bekämpfen: Mit dem Argument, Staaten müssten das Recht haben, „gewisse sexuelle Handlungen“ zu regulieren und gewisse „sexuelle Verhaltensweisen“ per Gesetz zu verbieten. Der Vatikan kämpft gegen die Erklärung „Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen wegen der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verhindern“ im UN-Menschenrechtsrat. Er stellt sich somit klar gegen alle EU-Länder und auf die Seite aller Homosexuellen-tötender Diktaturen. **Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ... Das Nollendorfblog https://www.nollendorfblog.de/?p=13024** ==== Anmerkungen, Links und Quellen ==== **Darkroom**: Nicht beleuchtetes Hinterzimmer / Keller in schwulen Bars und Saunen, in denen eher eine tastende /taktile Verständigung stattfindet. Früher wurde in Saunen auch kaum (laut) gesprochen. Wie in den Kirchen. **Dunkelfeld**: Begriff aus der Soziologie, für die nicht beleuchteten / sichtbaren Bereiche eines Untersuchungsgegenstandes * http://bi.eineweltnetz.org Ankündigung **Queer to be seen** https://bi.eineweltnetz.org/queeres-leben-1900-1950 * http://Forummuenchen.org * **Erstform dieses Artikels und frühere:** https://lustpaedagogik.blogspot.com/2022/12/darkroom-und-dunkelfeld.html * **Frühere Sammlung** https://lustpaedagogik.blogspot.com/2021/01/darkroom-fur-munchen-beginn-einer.html * und schau auf http://qffm.de und http://gayze.de und spiel damit, es findet sich immer wieder eine neue Verknüpfung * https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t ==== In the closet: Im Wandschrank leben ==== Die amerikanische Literatur war vorbildlich und das Wort **"coming out"** meint das mutige Verlassen des Wandschranks, und wurde in die deutsche Fassung übernommen: Gegenüber wem "kommst du heraus" damit? Im Gegensatz zum **Outing**, das einem Andere antun, wie Rosa von Praunheim bei Biolek und Kerkeling, als diese sich nicht zur Aids-Koalition stellten, als öffentliche Fernsehstars, von denen der Umkreis Bescheid wusste: Die Presse hatte die Zuverlässigkeit, darüber nicht zu schreiben, so lange nicht jemand selbst etwas gesagt hatte. Die meisten Mitarbeitenden in den Ausstellungen und Museen halten sich noch an die Regel. Aber wenn das Zusammenleben und -wirken von [[https://de.wikipedia.org/wiki/Erika_Mann|Erika Mann]] und [[https://de.wikipedia.org/wiki/Therese_Giehse|Therese Giehse]] mit Worten wie lesbisch / Geliebte / Lebensgefährtin beschrieben wird, sind das Zuschreibungen von außen, die so ungenau wie "verheiratet" und geschieden sind, standesamtlich, aber **ohne Aussage des Zusammenwirkens, denn die Beziehungen [[Erika Mann]]s wären eher als [[bisexuell]] einzuordnen? Offiziell - für einen englischen Paß - war auch [[Therese Giehse]] verheiratet.** ==== Wen geht es an? ==== Es braucht andere Ausdrucksweisen des Zusammenlebens, denn auch die vor 100 Jahren anstößige Art, "wild" oder in geschiedener / zweiter Ehe zu leben, gehört zum alten [[Märchenland]] der jüdisch-christlichen Himmels- und Höllenbilder. ==== Signale setzten wollen ==== {{:reichling.jpg?200 |}} **Früher gab es** in der eingeweihten Schwulenszene einen Hals- und [[https://de.wikipedia.org/wiki/Hanky_Code|Taschentuch-Code]], der signalisierte, wie die (derzeitige) erotisch-sexuelle Orientierung ist: Aktiv (links, beim Herzen) oder passiv, Fetische in den Farben und Mustern, am Revers aber auch das griechische Lambda und den rosa Winkel, auch bei [[https://de.wikipedia.org › wiki › Act_Up|Act up]] und dann die Aids-Schleife, die Verwandte / Allies in allerlei Farben (Krebs etc.) hat. **Heute gibt es vielerlei Fahnen des Regenbogens**, und Signale an Kneipen und Läden, die den Eingeweihten sagen, was hier bevorzugt ist: Die vielen [[https://de.wikipedia.org/wiki/LGBT-Symbole|LGBT-Symbole]] haben noch das [[https://de.wikipedia.org/wiki/Einhorn|Einhorn]] und im Hintergrund in der Diskussion den Haifisch, die in manchen Internet-Communities verbreitet sind. ==== Porn-Geschichte in München ==== "um es genauer zu beschreiben wäre es vielleicht gut die Kinos alle aufzuzählen, denn es gab ein Porno Kino im Hauptbahnhof, das stand für sich alleine. Das bali-kino befand sich in der Senefelder Straße, gegenüber vom Hbf, zwischen Schiller und Goethestraße. Das Bali gehörte ursprünglich zu einer Kinokette, zusammen mit dem Gabriel in der Dachauer Straße und in einem Kino in der Falkenturmstraße in denen nur Porno-Filme gezeigt wurden. 1983 gab es sogar eine 3-D-Vorstellung für zwei Wochen. & es waren tatsächlich richtige Kinos, Video-Kabinen wurden erst ab 1983 installiert. Und alle diese Etablissements waren stark von Homosexuellen und oder Männern mit Bi-Neigung besucht. Frauen fanden sich dort natürlich auch, aber höchstens im Promille-Bereich. Prostituierte waren dort auch keine anzutreffen. Gar keine!" ... und eine Mosi-Erzählung, die noch zu schreiben ist: Seine regelmäßigen Besuche und die Beschwerde über die geringe Aktualität der Kino-Plakate und "Sie wissen nicht, wer ich bin?"