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selbstorg [Auf der Pflege-Berufe-Tagung des Ministeriums in Nürnberg]
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-Die Themen der Teilnehmenden sind ihre Sache+===== Die Themen der Teilnehmenden sind ihre Sache ===== 
  
 ab der Szenen-Erstellung gehe ich als Theaterpädagoge in die Rolle des Regisseurs: ab der Szenen-Erstellung gehe ich als Theaterpädagoge in die Rolle des Regisseurs:
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 Probentechniken, der Blick des Publikums: Wo sind wir, was müssen wir wissen, was war die Vorgeschichte der Rollen? Probentechniken, der Blick des Publikums: Wo sind wir, was müssen wir wissen, was war die Vorgeschichte der Rollen?
  
-** Katholikentag 1984 „von unten“** in München mit einer „Nacht der Solidarität“ mit 10.000 Teilnehmenden in der ausverkauften Olympiahalle, bei der die Gruppe „Homosexuelle und Kirche“ HuK fünf kleine Forumszenen präsentierte, nach einer Aktion am Eingang, bei der jede 20. Person einen kleinen roten dreieckigen Stempelabdruck auf den Handrücken bekam: Später aufgefordert, aufzustehen und zu winken, machten sie sichtbar, wie viele Lesben und Schwule es in der Gesellschaft gibt, die aber unsichtbar bleiben, auch in den Kirchen: +** Katholikentag 1984 „von unten“** in München mit einer „Nacht der Solidarität“ mit 10.000 Teilnehmenden in der ausverkauften Olympiahalle, bei der die Gruppe „[[Homosexuelle und Kirche]]“ [[HuK]] fünf kleine Forumszenen präsentierte, nach einer Aktion am Eingang, bei der jede 20. Person einen kleinen roten dreieckigen Stempelabdruck auf den Handrücken bekam: Später aufgefordert, aufzustehen und zu winken, machten sie sichtbar, wie viele Lesben und Schwule es in der Gesellschaft gibt, die aber unsichtbar bleiben, auch in den Kirchen:
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-**„Hans kommt raus“** konnte in den 12 Minuten in der riesigen Halle nicht wirklich als Forumtheater präsentiert werden, aber wir spielten einmal die Angst, und dann die mutige Version in der Familie, im Beruf, unter Freunden und in der Kirche offen zu seinem „Anders sein“ zu stehen,+
  
-wie es auch unser roter Button mit der Frage aus dem Beichtspiegel signalisierte: „Allein oder mit Anderen?“+**„Hans kommt raus“** konnte in den 12 Minuten in der riesigen Halle nicht wirklich als Forumtheater präsentiert werden, aber wir spielten einmal die Angst, und dann die mutige Version in der Familie, im Beruf, unter Freunden und in der Kirche offen zu seinem „Anders sein“ zu stehen, wie es auch unser roter Button mit der Frage aus dem Beichtspiegel signalisierte: „Allein oder mit Anderen?“
  
 **Katholikentag 1988 in Aachen** mit der Rüstungsexport-Kampagne aus den kirchlichen Jugendverbänden: Ein gewaltiges goldenes Kalb aus Pappmachè von acht jungen Leuten auf den Schultern getragen, wird mit kirchlich klingenden Litaneien verehrt und einem Zug aus Anzugträgern, Kostümdamen, Bischöfen und Militärs verehrt … in einer Werkstatt nach Mr. Peachum aus der Dreigroschenoper ausgestattet und vorbereitet …  **Katholikentag 1988 in Aachen** mit der Rüstungsexport-Kampagne aus den kirchlichen Jugendverbänden: Ein gewaltiges goldenes Kalb aus Pappmachè von acht jungen Leuten auf den Schultern getragen, wird mit kirchlich klingenden Litaneien verehrt und einem Zug aus Anzugträgern, Kostümdamen, Bischöfen und Militärs verehrt … in einer Werkstatt nach Mr. Peachum aus der Dreigroschenoper ausgestattet und vorbereitet … 
  
-**trotzdem werde ich einige Szenen aus der Erinnerung kramen,** + 
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 +**trotzdem werde ich noch einige Szenen aus der Erinnerung kramen,** 
 manche wurden auch zu richtigen Installations-Entwürfen, aber die stehen im http://arbeiterarchiv.de und da bin ich grade selten ... manche wurden auch zu richtigen Installations-Entwürfen, aber die stehen im http://arbeiterarchiv.de und da bin ich grade selten ...
  
 +==== Fünf Szenen aus der frühen Theaterarbeit ====
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 +**1) Ein junger Mann** verabschiedet an der Bushaltestelle seine Freundin, trifft dabei eine alte Freundin, sie freuen sich, sich nach langer Zeit wiederzusehen. In einer zweiten Szene sitzt er mit seiner Freundin beim Abendbrot und druckst herum: Daß er die andere wieder getroffen habe, bei ihr zum Abendessen war, dann noch geblieben war, weil sie so viel zu erzählen hatten... Natürlich habe er bei ihr dann übernachtet, natürlich haben sie miteinander geschlafen...(Ende)
 +
 +**2) Ein Student** wird von seinen Eltern mit Zuwendungen "in bar" gezwungen, regelmäßig nach Hause zu kommen und ihre Ermahnungen über sich ergehen zu lassen. Die Szene zeigt die monatliche freundliche Geldüberreichung. Eine Steigerung kurz vor der Silberhochzeit der Eltern: Er kommt mit neuem Haarschnitt (kurz, nur eine kleine Locke) nach Hause. Seine Mutter: "Wie kannst du uns das antun..." Er hat seitdem Magenschmerzen.
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 +**3) Piep, piep, piep,** wir haben uns alle lieb, jeder esse, was er kann... Eine Gruppe von 5 Personen sitzt um einen gedeckten Tisch, sie halten sich die Hände zum kindlichen 'Tischgebet', sind aber in ihren Minen gar nicht lieb: gelangweilt, müde, abweisend... Für die Seminargruppe war das ein sofort klares Bild: das Ritual wurde einiger Kinder wegen eingeführt und mußte von allen mit gemischten Gefühlen mitgespielt werden. Thema dahinter: was wäre ein angemessenes Tischgebet/Essensritual?
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 +**4) Eine junge Frau** stellt die Trauergemeinde um ein Grab und sich selbst in den Hintergrund. Ihr Freund war beim Motorradunfall gestorben, seine Familile hat sie nicht richtig gekannt, sie ist mit ihrer Trauer alleine.
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 +**5) Ein Migrant** sucht eine Wohnung; bei den Besichtigungsterminen fällt er immer aus der engeren Wahl, sobald die Hausverwalter merken, dass er nicht-deutsch-stämmig ist. Eine Frage der [[Bewusstseinsbildung]] ...
 ==== Drei Szenen im Altenheim ==== ==== Drei Szenen im Altenheim ====
  
 === Montags  === === Montags  ===
 Ein schneller Workshop in der Projektwoche der Altenpflegeschule der Inneren Mission,  Ein schneller Workshop in der Projektwoche der Altenpflegeschule der Inneren Mission, 
-16 Teilnehmende zwischen 30 und 50, die blockweise Unterricht und Pflegedienst wechseln.+16 Teilnehmende zwischen 30 und 50, die blockweise zwischen Unterricht und Pflegedienst wechseln.
  
 === Freitag vormittags === === Freitag vormittags ===
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 ==== Auf der Pflege-Berufe-Tagung des Ministeriums in Nürnberg ==== ==== Auf der Pflege-Berufe-Tagung des Ministeriums in Nürnberg ====
  
-Die Szenen werden rege angenommen, LeiterInnen von Ausbildungs-Stätten verändern mit großer Freude, ein leitender Ministerialbeamter meint zum **[[Forumtheater]]** nach meiner [[Joker-Arbeit]]: **Sie haben da ein mächtiges Werkzeug!**+Die Szenen werden rege angenommen, LeiterInnen von Ausbildungs-Stätten verändern mit großer Freude, die Ministerin kommt auch zu einem weiteren Termin auf die Bühne am Marienplatz in [[München]], ein leitender Ministerialbeamter meint zum **[[Forumtheater]] nach meiner [[Joker]]-Arbeit: Sie haben da ein mächtiges Werkzeug!**
  
 ==== Statuen bauen kann jedeR ==== ==== Statuen bauen kann jedeR ====
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 **Beispiele und praktisches Vorgehen:** **Beispiele und praktisches Vorgehen:**
-[[forumtheater]] und vielleicht [[Konflikt-Aufstellung]]+[[forumtheater]] und vielleicht [[Konfliktaufstellung]] 
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 +==== Ein zweiter Lichtblick ist die "Theologie der Befreiung", ==== 
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 +die eine Kirche für die Unterdrückten fordert, notfalls auch gegen die Reichen und Mächtigen. Die Kongregation für die Glaubenslehre (das war früher die u.a. für die Hexenverfolgung zuständige heilige Inquisition) unter Leitung von Kardinal RATZINGER rückte diese Theologie vor kurzem in die Nähe der Ketzerei.. 
 + 
 +Ob Kardinal RATZINGER sich wohl gefreut hat, als bei der Eröffnungskundgebung ein riesiges Transparent, wohl an die 50 Meter lang, entgegen leuchtetet "Trotz Inquisition, die Theologie der Befreiung LEBT, Herr Ratzinger". Sicher darüber gefreut hat sich Kardinal LORSCHEIDER aus Brasilien. 
 + 
 +Dieser mutige Kirchenmann besuchte die "Nacht dar Solidarität", die Abschlußkundgebung des Katholikentags von unten (er war genau über die Zusammensetzung der JKvu Initiative Kirche von unten - und das Programm für die "Nacht der Solidarität" informiert):  
 + 
 +**10 000 feierten ihren Katholikentag,** die allermeisten davon auch ihr Christsein. Für die Darstellung einer christlichen, wenigstens humaneren Welt, hatte die IKvu aufreibende, mühevolle Arbeit auf sich genommen, nun wurde gefeiert. 
 + 
 +**Jeder zwanzigste Besucher bekam beim Eintritt in die Olympiahalle einen rosa Winkel** auf die Hand gestempelt. Als die "Abgestempelten" aufstanden wurde deutlich, wie groß der Homosexuellen-Anteil an der Bevölkerung ist. Sie setzten sich wieder, versteckten sich wieder. **Anschließend zeigte die HuK in einem kurzen Theaterstück Möglichkeiten, dieses "Verstecken" aufzugeben.** Der Beifall des Publikums zeigte, 
 +daß die HuK in der IKvu zuhause ist.  
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 +**So mancher heterosexuelle Christ empfand die Vorstellung der Homosexuellen in dieser "Nacht der Solidarität" als das Sensationellste**, (wohl, weil es den überkommenen kirchlichen Rahmen am deutlichsten sprengte). Es wurde sogar behauptet, keine weitere Gruppe habe sich so wirkungsvoll -auch auf dem offiziellen Katholikentag- dargestellt, wie die Homosexuellen. "Gebt nicht nach, macht weiter so!" hieß es ermunternd. 
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 +Anschließend an die HuK stellten sich die Roma und Sintis den 10 000 vor. Romani ROSE, ihr Sprecher, erklärte sich ausdrücklich auch mit den Homosexuellen solidarisch. Diese Kraft hat er noch nicht lange. 
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 +Und dann, später, bebte die Olympiahalle. Kardinal LORSCHEIDER legte in seiner Rede ein eindeutiges Bekenntnis zur "Theologie der Befreiung" ab. Stehend brachten die 10 000 ihm nicht enden wollende Ovationen dar. Könnte man doch öfter so ehrlichen Beifall hören!  
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 +**A propos "[[Theologie der Befreiung]]"**: In der Schlußkundgebung des offiziellen Katholikentages sagte Hans MAIER, bayerischer Kultusminister und Präsident des ZK der deutschen Katholiken* "Wer Arbeit teilen will muß auch Lohn teilen". Von Profit teilen sprach er nicht. 
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 +**LORSCHEIDER, der u.a. sagte:"Es gibt keine Theologie, die nicht politisch engagiert ist",** vermißte in der "**Nacht der Solidarität**" andere Bischöfe. Sein Kommentar zu der Auskunft, deutsche Bischöfe kämen nicht zur IKvu: "Die wissen Ja gar nicht, was sie sich entgehen lassen"
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 +Der letzte Satz aus der Vorstellung der HuK möge auch diese Eindrücke eines Schulen von Katholikentag 1984 
 +beschließen* "Ich bin Christ und schwul, das werden mir die da oben nicht austreiben"! Karl-Georg Cruse 
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 +https://archiv.forummuenchen.org/wp-content/uploads/zeitschriften/pdf/Kellerjournal_1984_Nr.04
/kunden/homepages/37/d358059291/htdocs/clickandbuilds/dokuWiki/BefreiungsBewegung/data/attic/forum-szenen.1664665636.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/10/02 01:07 von fritz